Review: Tua – “Tua”

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Fotocredit:
Jürgen Damsch
9.3

“Tua” ist das zweite Album des gleichnamigen Rappers, der bürgerlich Johannes Bruhns heißt, welcher neben seinem Soloprojekt noch als Mitglied des Rap-Kollektiv Die Orsons vertreten ist. Das Debütalbum “Grau” erschien bereits vor zehn Jahres, dementsprechend groß ist die Freude und ebenso die Erwartungen der Fans. Tua ist dafür bekannt düstere und melancholische Musik zu machen.

Bereits auf “Grau” wurde deutlich dass Tua eine Gabe dafür hat Situationen mit detailreichen Beschreibungen in Poesie zu verwandeln. Und auch sein selbstbetiteltes Album stellt da keine Ausnahme dar.

“Tua” beginnt mit “Vorstadt”, die ersten Singleauskopplung, eine Geschichte über das Aufwachsen und die Probleme der Jugend in einer scheinbar beliebigen Vorstadt. Wenn man sich Tuas Historie ansieht, merkt man, dass es sich dabei um Reutlingen, eine Vorstadt von Stuttgart, handelt.

Auch wird direkt zu Beginn eine weitere Eigenschaft deutlich, da in einigen Tracks Featuregäste, zum Beispiel Bausa und Afrob auf “Vorstadt” und RAF Camora auf “FFWD” und eine Vielzahl von Frauenstimmen (“Bruder II”, “Gloria”, “Bedingungslos”) auftreten.

“Bruder II” ist eine direkte Anlehnung an “Bruder” von dem Album “Grau” und handelt von einem Freund, der von einem zum nächsten Gefängnisaufenthalt kommt und der Hoffnung, dass dieser einfach wieder zurück nach Hause kommen soll. Dazu ist der Track laut und an einigen Stellen unkontrolliert, was durch die EDM-Einflüsse des ersten Teils ausgedrückt wird. Tua beschreibt das Leben des lyrischen Ichs währen es den “Bruder” nicht sieht. Dabei wird deutlich, dass die beiden aneinander vorbei leben, da sich das Leben des “Bruders” im Kreis zu drehen scheint, wohingegen sich das lyrische Ich weiterentwickelt, eine Familie gründet und einen komplett anderen Weg eingeschlagen hat, als sein Freund. Jedoch kippt das Bild nachdem das lyrische Ich die Nachricht bekommt, dass der “Bruder” abgeschoben und somit nicht mehr nach Hause kommen wird und die Hoffnungen und Wünsche des lyrischen Ichs nicht erfüllt werden können.

Ein weiterer Song, der bedeutend für Tuas Vielschichtigkeit, ist “Liebe lebt”, der zunächst nicht in Tuas Stilrichtung zu passen scheint. “Liebe lebt” kommt mit einem markanten Bass und einer ohrwurmverdächtigen Hook daher und erzählt trotz des “leichten” Aufbaus  eine Geschichte von Verlust und dem Bewusstsein, dass es mit einer bestimmten Person in einer Partnerschaft nicht funktioniert hat und diese andere Person in der Zukunft etwas besseres; einen Menschen, der deutlich besser zu ihr passt, treffen wird. Tua bedient sich bei diesen Szenario an einer Metapher von einem heruntergekommenen udn einsturzgefährdeten Haus als Symbol für die Liebe und die vergangene Partnerschaft.

“Wenn ich gehen muss” ist der letzte Track auf dem Album und rundet das Album perfekt ab. Dabei stellt dieser Song den langsamsten auf “Tua” dar und macht deutlich, dass das Ganze Album wie eine große Geschichte aufgebaut ist. So wird die Geschichte von dem Aufwachsen in der “Vorstadt” bis zu dem Tod und dem Ende des lyrischen Ichs “Wenn ich gehen muss” erzählt.

Für mich persönlich sind “Bruder II” und “Vater”, in dem Tua über den Tod von seinem Vater spricht, diesen äußerst genau darstellt und versucht zu überwinden, die beiden stärksten und bedeutungsvollsten Tracks auf dem Album, eben weil es meiner Meinung nach für meisten Gefühle herüber bringt. Die beiden Zitate, die mir von “Tua” noch am besten im Kopf geblieben sind, sind “Lieb’ mich, wenn ich es am wenigstens verdient habe” von “Bedingungslos” und “Ich will nicht hoch hinaus, ich will darüber hinaus” von “Gloria”.

“Tua” ist ein Album, dass sich nur schwierig mir mit einem Wort zusammenzufassen lässt und egal welches Wort man wählen würde, es würde dem Album nicht gerecht werden. Denn das Album ist nichts, was man mal einfach so nebenbei hört. Es ist eben einfach keine “leichte Kost”. Aber wenn man sich die Zeit nimmt und sich auf das Album einlässt, dann hat man eines der wichtigsten Alben der heutigen Zeit vor sich. Mit “Tua” hat der Rapper ein Album geschaffen, dass in vielen Musikrichtungen zu Hause ist und dabei etwas Neues erschafft, dass einen augenblicklich mitreißt.

Ob “Tua” auch live funktioniert, könnt ihr bei den kommenden Konzerten selbst sehen:

“FFWD” – Tour
04.04.2019 – Berlin – Musik und Frieden
05.04.2019 – München – Feierwerk
06.04.2019 – Stuttgart – clubCANN
07.04.2019 – Köln – Helios37
08.04.2019 – Hamburg – Prinzenbar

“.WAV” – Tour
23.11.2019 – Dresden – Club Puschkin
24.11.2019 – Leibzig – Naumanns
25.11.2019 – Nürnberg – HIRSCH
26.11.2019 – Mannheim – Alte Feuerwache
27.11.2019 – München – Technikum
28.11.2019 – Wien – dasWerk
01.12.2019 – Stuttgart – In Wizemann (Halle)
02.12.2019 – Frankfurt am Main – Das Bett
03.12.2019 – Essen – Zeche Carl
06.12.2019 – Bremen – Kulturzentrum Lagerhaus
07.12.2019 – Bielefeld – Movie
11.12.2019 – Münster – Skaters Palace

Unser Fazit


Sound
9
Lyrics
10
Artwork
9