DEGENERATION

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Event Horizon
10

 

Ein Einschlag. Oder eine Explosion? Sirenen, Alarm. Durchsagen. Zerfall. Zerstörung. Ein letzter Countdown – vielleicht für die Ewigkeit. Degeneration.

 

Es klingt wie der Trailer eines Actionfilmes, was die vier Jungs aus Nürnberg und Umgebung da als Intro kreiert haben. Event Horizon nennen sie sich, machen Modern Metal und haben seit dem 3. Mai ihr erstes Studioalbum Degeneration draußen. 13 Tracks sind darauf enthalten, die von Zerstörung der Umwelt, Zerfall der Generationen, Sünden und Missstände berichten.  Es ist ein Geschichtsalbum in einem in sich geschlossenem Rahmen, der doch noch viel Raum für die eigene individuelle Interpretation lässt. Ein Geschichtsalbum, das nur leider keine Geschichten erzählt, sondern wahre Missstände und Gefahren. Es ist ein Abstieg in tiefe Gedankenwelten, das Erkennen seines echten Egos in einer Gesellschaft, die sich selbst zugrunde richtet; die Akzeptanz der Ängste, die Zerstörung unseres Lebensraumes, verstärkt durch hochwertig gekonnt eingespielte Texte und Melodien.

 

„There is no need to think by yourself / There’s no space for your ideal in their reign

The media don’t want you to decide on your own / They suppress your head and control your mind

You are doing what they want you to do / You are their modern slave“ (-Modern Slave)

 

Der rote Faden in unserer modernen Gesellschaft? Die Digitalisierung. Die starke Macht des Internets, das ständige Verbunden sein mit einer Welt, die so abstrakt und unergründlich ist, dass niemand sie auch nur annähernd komplett verstehen kann. Und jeder, der nicht völlig abstinent lebt, ist abhängig. Abhängig von Social Media, von Apps, von Bewertungen und Likes, von schneller Internetverbindung, von den Meinungen anderer, von dem, was in den Medien und im Internet dargestellt wird. Jeder Tag bietet uns eine Informationsfülle – eine Reizüberflutung. Und entweder wir glauben das, was wir tagtäglich lesen oder wir glauben es nicht und forschen selbstständig nach. Aber Zweiteres ist für die meisten dann doch zu viel Aufwand. Modern Slave befasst sich mit dieser Thematik: Medien wollen natürlich in erster Linie informieren, doch sind sie auch diejenigen, die Themen selektieren, aufarbeiten und auf die Agenda setzen. Agenda Setting nennt man dies – und so passt ein jeder sich unbewusst den gesetzten Themen an, folgt Verhaltensmustern und ist manipulierbar.

Der passend treibende Sound gibt Modern Slave den letzten Schliff: Die moderne Gesellschaft ist nicht nur leicht manipulierbar, sondern auch schnelllebig, auf Leistung und Profit getrimmt. „Es wird zu wenig Raum für das „Mensch sein“ gelassen. Die Menschen sollten mehr auf sich schauen und damit meine ich nicht das Konsumverhalten oder dergleichen, sondern wieder mehr „zur eigenen Mitte“ finden, sich selbst besser kennen zu lernen, bewusster mit der eigenen Person und vor allem mit seinem Umfeld umzugehen, sich nicht hinter den Fassaden zu verstecken, die die Gesellschaft und Medien ihnen vorgaukeln. Bewusster und ehrlicher leben!“, stellt Johannes Gründer (Gitarre) klar.

 

„The struggle which I cannot hide / Caught in myself / There isn’t a grace and no escape

Torn apart / I’m torn apart

By the lie I live“ (-Sin City)

 

Klar, dass es in einer schnelllebigen, profitreichen Gesellschaft mehr Konkurrenz, mehr Wettkampf gibt. Doch wo Konkurrenz ist, sind auch Zweifel. Zweifel am eigenen Ich. Oft verbunden mit Depressionen, Burn Out. Sin City ist eines der Stücke auf dem Album, das über den inneren Dämon spricht. Passend dazu die gesungenen Passagen, die das Growlen aufbrechen, dem Stück mehr Melodie geben und den inneren Dämon gezielt definieren. Abwechslungsreich und facettenreich, verziert mit einem flinken Gitarrensolo. Eines der besten Stücke auf dem Album.

 

„Im Allgemeinen setzen wir uns ja mit eher düsteren Themen auseinander wie Krieg, Verlust, Okkultismus, Sklaverei, psychische Krankheiten, Zerstörung der Umwelt und dergleichen. Das sind Themen, denen im alltäglichen Leben meist kaum Beobachtung geschenkt wird, welche jedoch existent sind, bzw. tatsächliche Gefahren darstellen. „

 (-Johannes Gründer)

 

Das schnelle Leben, dem niemand mehr hinterherkommt. Die moderne Media-Form, die niemand genau durchblicken kann, der Zerfall des eigenen Individuums – es sind nur kleine Puzzleteile eines großen Problems, ja, einer großen Katastrophe: Der Zerstörung unseres eigenen Lebensraumes, unseres Planeten, unserer ganzen Existenz. Das ist es, was Event Horizon mit ihrem Album darstellen. Verpackt mit harter Musik, die keine Entschuldigung, keine Ausrede zulässt. Die das schlechte Gewissen in jedes noch so kleine Körpergefäß treibt und Motivation gibt, noch viel mehr bewirken zu wollen, für unseren Lebensraum und nicht gegen.

“Now I can see that the earth is poisonous / The era of mankind will come to an end / There is no ground nor food / Nothing left for us / Parasitized systems won’t hesitate the rejection” (-Poisonous Earth)

Eine Katastrophe zu Beginn, eine zum Schluss. Es sind die jungen Menschen, die den Ernst der Lage begreifen und sich damit auseinander setzen. Natürlich bewirkt Musik nicht aktiv etwas, doch sie kann Augen öffnen und helfen, zu verändern. Ohne irgendetwas zu beschönigen. Und das tun Event Horizon definitv nicht. Sie hätten keinen besseren Sound produzieren können für die angesprochenen Themen. Ist er doch dreckig, hart und wütend – und laut. Keine weichen, sinnlichen Melodien, keine harmonisch klingende Stimme. Nein, hier unterliegt ein tiefer Ernst – bis zur Kollision.

„That day will change everything

Now the time für the impact has come / Planetary surfaces collapsing into shards

The crust is crushin and heat destroys the ozon layer / Mass annihilation / The loss of our lifes.“ (-Collision)

 

Und danach? Was kommt danach? Ist es endgültig vorbei oder gibt es eine Reinkarnation? Laut Event Horizon gibt sie es. Sie klingt traurig, sehr ruhig. Wie eine Blume nach einem Gewitter. Wie die Blume, die als Einzige das Gewitter überlebt hat und sich nun aufrichtet, langsam und vorsichtig. In einer zerstörten Welt. Und doch hat sie es geschafft. Schaffen wir es auch, bevor es zu spät ist? Oder sind wir die Blume, die erst den Untergang erleben muss, um sich danach langsam wieder aufzurichten?

 

Das Album entstand im Zeitraum September 2018 bis Ende März 2019. Produziert wurde das Album komplett in Eigenregie, die Veröffentlichung erfolgt labelunabhängig. Aufgenommen und gemischt wurde es von Florian Lobenhofer und Johannes Gründer in den BlackwaterSoundstudios 90537 Feucht und 90518 Altdorf, das Mastern übernahm Franz Zellner im StarlightSoundStudio 90513 Zirndorf. (Pressekit)

Event Horizon – das sind:

  • Dominik Weber (Drums)
  • Sebastian Bloß (Gitarre / Backing Vocals)
  • Johannes Gründer (Gitarre)
  • Daniel Reitenspieß (Vocals / Bass)

 

Tracklist:

  1. Degeneration
  2. Fallout
  3. Never Close Your Eyes Again
  4. Lord and Savior
  5. Distorted Serenity
  6. Poisonous Earth
  7. Extinction
  8. Beyond the Horizon
  9. Modern Slave
  10. Sin City
  11. Jeff
  12. Collision
  13. Reincarnation

Erwerben könnt ihr das Album direkt bei den Jungs. Ab dem 17. Mai ist es zudem auf allen Streamingplattformen erhältlich.

 

Unser Fazit


Sound
10
Artwork
10
Lyrics
10