DIE KREATUR – Panoptikum

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Fotocredit:
Napalm Records
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Gothic-Liebhaber, Neue Deutsche Härte Freaks und sonstige Wesen der Nacht aufgepasst.

DIE KREATUR - Panoptikum

Am 22. Mai gibt es neues düsteres Material der Szene-Helden Dero Goi (OOMPH!) und Chris Harms (Lord of the Lost). Das monströse Duo nennt sich passend dazu DIE KREATUR, die neue Platte „Panoptikum“ stellen wir euch im Folgenden vor.

Düster, Nebelbehangen, Rhythmisch, Tanzmetallig. Das Duo der Frontmänner OOMPH! und Lord of the Lost gibt den Ton an und lässt keine Überraschungen oder Experimente zu. Uns erwartet eine vollgezimmerte Scheibe aus dem Bereich Gothic-NDH mit ganzen 15 Tracks (12 + 3 Bonus Tracks). Song um Song wird man nicht enttäuscht, aber auch nicht überrascht.

Der namensgebende Track „DIE KREATUR“ geht mit ordentlich Power voran und gibt mit klassischem NDH-Klang den roten Faden der Platte vor. Erzählt wird vom grußeligen, buckeligen Fabelwesen, welches gerne im Freak-Zirkus vorgeführt wird. Der Text lässt Interpretationen offen, man kann aber dem vorgehaltenen Gesellschafts-Spiegel kaum aus dem Weg gehen.

„Kälter als der Tod“ ist bereits mit Video ausgekoppelt auf Youtube einsehbar und besticht mit einem treibenden Tanz-Beat. Lyrisch ist hier ebenfalls wieder Interpretationsfreiraum gegeben – von einer kranken Stalker-Story bis hin zu einer tragischen Liebesgeschichte, die durch blutig- romantische Fantasien des Fanatikers ausgeht, ist alles möglich. Selbstverständlich wird auf typische Gothic-Metaphern zurückgegriffen – Tod, Sehnsucht, Blut, Küsse. Alles verpackt in seinem Song.

Darauf folgt „Unzertrennlich“. Musikalisch wurde hier wohl doch etwas mehr gewagt – Der Track  beginnt mit einem sehr poppig-wavigen Part, allerdings wird dieser schnell wieder fort geschafft um die Pforten für einen eingängigen, klassischen Sound frei zu machen. Textlich könnte man von der Story der zwei Mannen Goi und Harms ausgehen – oder zumindest so wie sich zwei Gothic-Herzchen ihre Beziehung vorstellen würden: Blut ist eben dunkler… äh dicker als Wasser… oder so…

Was haben wir nun? „Durch die Nacht“ kommt ungewohnt… fröhlich um die Ecke. Sehr melodisch und verträumt, wie ein musikalisches Kaleidoskop fühlt sich dieser Track an. Man könnte schon fast von einem etwas sehr gefühlvollen Schlager *Shitstorm incoming* sprechen, von Düsterheit und blutiger Lust ist hier nichts mehr zu spüren.

Als ob die Herren meine Gedanken vernommen hätten, legt der nächste Song dann wieder an Tempo und Rohheit zu. „Zwei 100%“ greift wieder das Blutsbrüder-Gesangsduo-Thema auf und auch diesen würde ich wieder klar ins Genre NDH packen. Ich muss bis hierhin allerdings auch mal zu geben, dass ich mir immer mal wieder bewusst darüber werden muss, dass hier auch zwei Sänger am Werk sind. Tatsächlich muss man 2x hin hören um zu erkennen wer denn jetzt gerade am Mikro zugange ist. Dankbarerweise wird hier der Refrain von beiden gleichzeitig gedröhnt.

Was ist das? Ein Piratenchor, ein Spielmannszug? Nein es ist die KREATUR mit „Schlafes Braut“. Wir hören hier eine typisch mittelaterlich angehauchte Melodie, die zuerst von einem murrenden Chor und dann von einer Drehorgel zum Besten gegeben wird. Der Text wirkt dazu passend wie ein altes weitergegebenes Grußel-Märchen über eine kleine traurige Gothic-Prinzessin.  Das gemeinsame „lalalalalalala…“ läd schon mal zum Schunkeln und Metkrug-Anstoßen ein.

Das langsame Geschunkel wird dann herberweise von einem Tempo- und Genreumschwung weg gerissen. „Untergang“ lautet der vielversprechende Titel. Im Refrain gibt es dann mal ordentlich auf die Fresse, hier hören wir sogar zur Hauptstimme jemanden im Hintergrund kreischen – klingt komisch, aber es harmoniert wunderbar zur quietschenden Musik.

„Mensch/Maschine“ ist langsam und elektronisch-rockig. Passend zu einer robottig-humanen Maschinerie. Geht es hier wohl um den neuen Menschen? Die moderne Art zu Leben in dem man mit seinem Smartphone/Tablet/Laptop verschmilzt? Der Veränderung der Gesellschaft zum Kalten und Gefühllosen? Oder soll es einfach passend zu den Promopics noch etwas Punksteam-mäßiges geben? Keine Ahnung. Aber es macht Spaß zu hören und ist im Club bestimmt eine nette Abwechslung.

„Was mir am Wichtigsten ist“ liefert uns einen Gothic-Text der Extralative. Selbstverletzung, Drogenkonsum, innere Dämonen. Musikalisch sehr eingängig und einfach gehalten.

Wie versprochen ist „Benutz Mich“ das kleine Sahnehäubchen des Albums. Mit Dampf dahinter und knallendem Beat bietet dieser Track ordentlich Zündstoff. Der Text wirkt zuerst recht romantisch, läd er dann aber zu einem makaberen, brutalem S&M Spielchen auf Gefühlsebene ein. Von Beginn bis Ende bleibt es spannend und es gibt keinen Platz zum Luftholen.

„Glück auf“ erzählt die Geschichte eines verliebten Reisenden. Er erzählt von Sehnsucht, Schicksal und einer fernen Liebe. Der Song sticht so wie „Durch die Nacht“ heraus. Er kommt zwar nicht wie ein Schlager daher, viel mehr wirkt er wie ein kurzer, flötiger Reisebegleiter, zu dem man pfeifend den Weg entlang spazieren will.

Das Album schließt „Gott Verdammt“ der wieder einen schönen NDH-Beat reitet. Der 5-Minüter besticht mit besonderen Bridges und einem Ende aus Chor und Orgel, welches wohl auf Konzerten ebenfalls einen schaurig-schönen Abschluss bieten wird.

FAZIT: Ein kleines Sternchen am dunklen Gothic-Himmel ist geboren. Trotzdessen ist das Album eher etwas für wahre Liebhaber der schwarzen Szene und weniger für den gemeinen Mainstream.