SPRINTS haben mit ihrem zweiten Album „All that is Over“ den Kampf der Stagnation angesagt. Schnelle rohe Riffs, halb Post, halb Punk, Stonerspähren im Hintergrund, am Ende wieder verträumt, dabei immer schön nach vorne – so gibts auf die Ohren von SPRINTS. Die Band aus Dublin besteht aus Sängerin und Gitarristin Karla Chubb, bassist Sam McCann, Drummer Jack Callan und dem neuen Gitarristen Zac Stephenson.
Gerade Stephensons Beitritt in die Band, öffnete die Türen um neue Soundmöglichkeiten auszuprobieren. Während das Debüt „Letter to Self“ sehr postpunkig war, wird sich auf „All that is Over“ in verschiedenen Stilen rumprobiert und ausgetobt.
So überrascht schon der erste Song. „Abandon“ ist ein sehr unerwartes Intro. Hätte man normalerweise bei Post/Prog Bands einen schnellen fetzigen Rocksong erwartet, überrascht „All that is Over“ wie auf dem Vorgängeralbum mit Ruhe. Still schnappt der Drumstick langsam aufs Fell. Intim flüstert Karla Chubb ins Mikrofon: „i used to live here“ der Song ebnet den Raum für „To The Bone“.
Die erste Gitarre gibt den Takt an, während Karla die Szenerie beschreibt. Es ist kalt… Verspielt klimpert es weiter – Düster, spannend. Der Gesang wird tiefer, „The lights dark, the lights alone – its cold to the bone“ die Instrumentalisierung schreitet durch Licht durchflutete Waldlandschaften „i can hear a silence growing strong“. Ein Gitarrenwasserfall überrollt den Hörer. Karla Chubb gröhlt, schreit, zerrt! „The evening hidеs me, but it doesn’t hold me – now its cold, to the bone“. Ein kalter, abrechnender Blick auf die Vergangenheit. Eine super dramatische Momentaufnahme in der Gefühlswelt der Band und ein super spannender Einstieg in „All that is Over“. Der Song erinnert an die düstere Zerbrechlichkeit und sphärische Atmosphäre von den „Desert Sessions 9&10“ mit PJ Harvey. Am Ende hat der Song einen Tarantino trifft Prinzessin Mononokes Märchenwald vibe, sehr nice!
Und wer dachte, bisher sei nicht viel vom alten Punk Vibe der ersten Platte übrig. Bis jetzt! Die erste Single „Decartes“ startet mit sofort einbrechenden verzerrten Gitarren. Die Drums setzen den Rhythmus – ab gehts nach vorne! „Disillusion, hate, anxiety – Pleasure, pain, ecstasy – Tell me, lord, how can I be – Better than I was born to be?“ Kritisiert Karla Chubb Social Media! Ihre Erkenntnis: „Vanity is the curse of culture – Ignorance becomes the death of us – The world is burning right in front of us“. Eine düstere Abrechnung der Kara Chubb protestierend den Kampf ansagt: „Descartes, Descartes – Discord, discard – How do you heal a tortured heart?“. Die Lösung des Problems? „We have love, and we have art – The World is better in front of us“.
Bevor man die starken Lyrics verinnerlicht hat, drehen die BPM weiter auf! Verzerrte schnelle Gitarren, treibende Drums, brumende Backgroundeffekte und eine verzerrte Stimme! „Need“ ist der punkigste Song der Platte. Ein Surf/Pop-Punk Brett in dem Kara Chubb reizvoll klarstellt „I need you to leave me the f alone!“. Der alte Sound is wieder da!
Dann Stille. Düstere Synthies viben atmosphärisch durch den Raum. „Beg“ rechnet düster mit der Vergangenheit ab und fordert den Neuanfang. Während die Leadguitar schon fast Goth-Melodien spielt, treiben die Drums im Oom-pah voran! „Commit my eyes, commit my Arms“! Dazu verspielte Riffs, halb Stoner, halb Indie. Der Song geht nach vorne, treibt. Ein cooler kontrastreicher Song. Polka, aber auch psychedellic. Fordernd aber trotzdem eingänglich. „Beg“ ist kontrastreicher Spaß der mit einer fetten Hook endet!
Groovy geht es weiter! Die Drums setzen sexy ein. „Rage“ versprüht einen sexy 70s Pulp Fiction Vibe! Brutale düstere Lyrics gepaart mit groovy, hypnotischen Gitarren wie man sie von den Black Angels kennt. Dazu zum Höhepunkt ein flashiges Gitarrensolo serviert Zac Stephenson. „Rage“ ist ein Song für jeden Fear and Loathing Roadtrip. Und vielleicht der Geheimtipp auf „All that is Over“!
Wieder Stille. Treibende Drums, Spannung aufbauende Gitarren zeichnen Sphären in den Hintergrund. Karla Chubb besingt hier „the clock towers over my existence“ den Kampf mit der Zeit! Und das etwas auf sie wartet. “Somethings gonna happen“ ist die Kampfansage für die Zukunft, für eine Zukunft! „Push, push“ endet der Song mit einem stark Riff und geht direkt in die noisy psychedellic Gitarre von „Pieces“ über. Hier gehts direkt die Rock´n´Punk Rutsche runter! „Help me, help me, I’m a mess- Consider this my last call of distress“ schreit Karla nach Hilfe! Die Instrumente überschlagen sich, die Riffs werfen, tanzen, kreuz und quer, wild wie durcheinander durch den Song. Lyrics über Leidenschaft, Verlangen, chaotisch, wild bis zur Ultimativen Klimax in der alles Zusammenbricht!
Die Gitarren spulen zurück.
Also wirklich! Mit einem Gitarrenrückspuleffekt startet „Better“. Verdammt coole Idee! Die Rückspulfunktion hat die Gitarren wieder aufgefangen. Ein seichter Rhytmus, hoffnungsvolle Stadionrockmelodien und ein Duett des softem Gesang. Gesungen von Karla Chubb und Bassisten Sam McCann. Der Song klingt als würde die Band ihre Beichte ablegen, nach dem sie in „Pieces“ der Sünde gefrönt hat. „I wish it didnt happen at all“ die Rückbesinnung auf das Schöne. So gleisen die Gitarren wie Licht durch sonnen durchflutenden Herbstszenerien. Der Bass begleitet verträumt den positiven Vibe. „Better“ ist wie der perfekte Outrosong für ein Highschool movie ohne Happy End.
Instant treiben die Gitarren dramatisch weiter an. Die Drums reiten brutal mit. Der Bass setzt ein. Mit der Vergangenheit wird weiter abgerechnet. Alles und jeder wird auseinander genommen. Die Emanzipation von dem Alten. Die Kampfansage für die Zukunft! Das Gefühl, wenn man die Kraft gesammelt hat wieder nach vorne zu schauen! Das beschreibt „Coming Alive“. Ein Trip nach vorne, gegen jeden Widerstand mit einer super kräftigen Hook: „Im comin Uuuuuup!“
Gesammelte Kraft voraus geht es zum Final Boss! Leidenschaftlich streifen die Saiten der Westerngitarre. Tangoesk ist der Rhythmus, zerbrechlicher Gesang der an Amanda Palmer erinnert, Shades of Dresden Dolls. Mit super softer fragiler Stimme, zerbrechlich wie Porzellan, doch heiß wie die Versuchung. Atmosphärisch streifen die Gitarren durch die Szenerie. „Desire“ lädt zum düsteren Tanz ein. Schritt für Schritt die Lyrics, Schritt für Schritt sexy Gitarrenlicks, Schritt für Schritt wird „Desire“ leidenschaftlicher, sehnsüchtig, fordernd – „fool me once, dont fool me twice.“ Im sexy Crescendo verbrennen sich zwei Lover. „I wanna eat you alive“ schreit durch den ganzen Raum! Die Instrumente überschlagen sich vor Sehnsucht, Leidenschaft, es geht drunter, drüber, wird schreiend, zerbrechlich – „Its the good, the bad, the best you ever had…“
„All that is Over“ endet mit einem Bang! Leidenschaftlich, roh, verzerrt, verspielt – SPRINTS liefern den perfekten Soundtrack für unsere chaotische Welt ab! Ein Album für Fans von Black Rebel Motorcycle Club, The Vines, Black Angels, All Them Witches, King Gizzard & The Lizard Wizard. Freunde düsterer sperriger Atmosphäre und jedem dem psychedelische Rock Experimente gefallen, wird diese Platte zusagen! Jeder Song war abwechslungsreich, hatte Spannung und Leidenschaft. „All that is Over“ besucht viele Soundspektren und ist sich trotzdem immer treu. Das Album ist die Momentaufnahme einer Band im Umbruch – in einer Welt im Umbruch!
„Its the good, the bad, the best you ever had…“ Zu „All that is Over“ kann man nur sagen: „the best i ever had!“
Highlights Eigentlich das ganze Album, aber wenn ich drei aussuchen muss: „To The Bone“, „Decartes“, „Rage“, „Better“, „Coming Alive“, „Desire“