Review: Rumkicks – Hit A Nerve

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8.8
Punk's not dead!

Die Punk-Szene scheint meist sehr männerdominiert zu sein. Welch ein Glück, dass es Bands wie die Rumkicks gibt, eine all-female Punkband aus Korea. Ja ihr hört richtig, Korea, denn aus diesem Land kommt mehr als die allseits bekannte K-Pop-Welle. Rumkicks ist eine bahnbrechende, rein weibliche Punkband aus Seoul, Südkorea. Die Gruppe wurde 2018 von Gitarristin und Sängerin Jung Yeawon gegründet und ist für ihre energiegeladenen Auftritte, ihren kantigen Sound und ihre unerschrockenen sozialen Kommentare bekannt. Ihre Musik verbindet Pogo-Punk- und Pop-Punk-Einflüsse mit einer ausgeprägten koreanischen Sensibilität, ein Stil, den sie als „Post-Joseon-Punk“ bezeichnen. Am Freitag, den 25. Juli 2025, erscheint ihr neues Album „Hit A Nerve“ und wir durften vorab schon mal reinhören.

Den Anfang macht ein unter 1 Minute langer Banger namens „We are rumkicks“. Weiter geht es dann mit dem Song „Instant“, welcher über die Liebe zu Retro-Klassikern handelt. Schön zusammengefasst wird dies mit der Zeile:

„Guess I still like old things no-one can remember
It’s okay people say l’m living in the past“

Zu „Mosquito Fighter“ erschien bereits vor einigen Wochen ein grandioses Video. Der Song eine wahnsinnig treibende Kraft in sich, was schon irgendwie ironisch ist, da er wirklich nur davon handelt Mosquitos zu töten. Der Gitarrensound wirkt schon fast wie im Metal und die Hauptmelodielinie hat einen eingängigen Ohrwurmfaktor.

Fast schon süß und etwas romantisch wird es dann bei „Punk Rock Boy“, welcher wirklich leicht und beschwingt daher kommt und halt darüber handelt sich in einen cuten Punk Rock Boy zu verlieben. Mir stellt sich da direkt die Frage, ob dies vielleicht die Fortsetzung zu ihrem erfolgreichen Song „Punk Rocker“ („Born Rude“, 2023) sein soll? Wer weiß…

Mit „Live slow die old“ schicken Rumkicks einen Gegenspieler zur ideologischen Punk-Parole „Live fast die young“ auf’s Spielfeld. Dies ist auf „Hit A Nerve“ auch der erste Song, welcher primär auf koreanisch gesungen wird und ein wirklicher Oldschool-Punk-Banger. Mit „Let’s Go“ wird es dann schon wieder musikalisch düsterer, was im Gegensatz zum Gesang von Jung Yeawon steht. „I can’t sleep“ klingt als würde es aus einem Handbuch für Punkrock stammen. Einfach alle musikalischen Klischees werden erfüllt, was dem Song einen besonderen Charme gibt und einen sofort zu abgehen und mitsingen verleitet. „I can’t sleep“ ist auf jeden Fall mein persönlicher Lieblingssong von „Hit A Nerve“.

Wer bis hierhin die für Punk typische Politik- und Sozialkritik vermisst hat, der wird mit „Misery“ glücklich. Hier werden die wichtigen Themen angesprochen.

„Do we know where it all went wrong
Tragedy, shrouded in sorrow
Justice is the color of blood
Hiding fake pride behind the guns

Do people know what they kill for
Don’t even know what they die for

This is disaster, misery, for decades, for centuries
I won’t take it, false victory, don’t want it“

„Do I“ liefert dann einen perfekten Mitsing-Song für Live-Konzerte. Niemand kann diesem Vibe entfliehen. So langsam k0mmen wir auch schon dem Ende von „Hit A Nerve“ entgegen. Bei „Sick of Seoul“ werden Rumkicks ihren Frust über ihre Heimatstadt los um dann mit „Birthday“ einen tollen Abschluss zu bieten. Doch wenn man nun denkt, dass „Birthday“ ein fröhliches Geburtstagsständchen ist, wird man überrascht, denn es ist der inhaltlich dürsterste Song des Albums. Daher hier einmal die Übersetzung:

„Gestern bin ich gestorben.
Im Grab der Heuchelei kehre ich nackt zurück.
Doch ich bin wiedergeboren.“

Im wirklichen Gegensatz dazu steht auch das lustig wirkenden Video, aber seht selbst.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Rumkicks zwar den Punk nicht neu erfinden, den Hörer aber in eine neue andere Welt des Punk mitnehmen. Der koreanische Einfluss ist wirklich toll und bringt frischen Wind in den eigentlichen Oldschool-Punk-Stil. Etwas schade ist es, dass so gut wie alle Songs eigentlich vorab schon released wurden, oder live gespielt. Da war leider nichts wirklich Neues mit dabei. Trotzdem macht es wirklich viel Spaß „Hit A Nerve“ rauf und runter zu Hören, mitzusingen und abzugehen.

Unser Fazit


Sound
10
Inhalt
7
Kreativität
8
Artwork
9
Wiederhörwert
10