Pünktlich zum zehnjährigen Bestehen bringt die Dresdner Indie-Pop-Metal-Punk Band Fede ihre neue EP „Liebe Krise“ heraus. Dabei handelt es sich um die wohl persönlichste Veröffentlichung der Band.
Wir durften für euch vorab in die EP reinhören und wollen sie euch vorstellen.
Ich stelle mich der Welt
Bei „Ich stelle mich der Welt“ handelt es sich um die zweite ausgekoppelte Single der EP. Der Song beschreibt die schier unendlichen Wünsche eines Menschen: Einmal keine Ängste haben, ruhig schlafen gehen, standhaft sein, lieben und geliebt werden, nehmen was einem zusteht, hoffnungsvoll und zielstrebig sein, für sich einstehen und sich nicht schämen.
Wahrscheinlich haben die meisten Menschen diese oder ähnliche Wünsche. Das Lied beschreibt wie ein Mensch, der jeden einzelnen seiner Wünsche klar benennen kann, sich am Ende aber immer wieder selbst im Weg steht.
„Ich möchte viel, steh mir selber im Weg. Der Einfluss ist klein, Überforderung ist groß, ich stelle mich der Welt.“
Am Anfang des Liedes heißt es „Ich möchte viel […]“, später „Ich möchte alles […]“ und am Ende „Ich möchte vieles und alles […]“
Es ist vielleicht die Erkenntnis, dass man nicht immer alle Wünsche oder Ziele gleichzeitig erreichen kann.
Das Lied stellt eine Auseinandersetzung mit der eigenen Gefühlswelt dar, wie wir sie wohl schon alle erlebt haben. Die Ziele sind klar formuliert und trotzdem steht man sich selbst im Weg. Im Refrain wird der Song dann jedoch sehr hoffnungsvoll.
„Ich will frei sein und leben. Ich will nehmen und geben. Ich will sorglos und zukunftsfreudig sein. Ich will frei sein!“ Es wird sich, trotz Risiken, der Welt gestellt.
Der Wunsch nach Frei sein bedeutet für mich vor allem, sich von den eigenen Begrenzungen zu lösen, von inneren Blockaden, vom inneren Schweinehund, von Selbstzweifeln und von Regeln, die man sich oft unbewusst selbst auferlegt. Frei sein heißt, sich selbst nicht länger im Weg zu stehen. Wenn man frei ist, fallen diese Hindernisse weg und man kann das tun, was man wirklich möchte, ohne sich selbst zu bremsen.
Ein mutiger und ehrlicher Einstieg in die EP!
Kommentarbereich
Auch der zweite Song „Kommentarbereich“ wurde bereits vorab ausgekoppelt.
In dem Lied geht es um einen Ort, den die meisten von uns kennen und wahrscheinlich meiden: der Kommentarbereich in den „sozialen“ Medien.
Sänger Dennis findet ehrliche Worte für den Kommentarbereich auf Facebook, Insta und co: „Der Kommentarbereich der Onlinewelt, der killt meinen Vibe. Ob TikTok oder Instagram, die Leute haben zu viel Zeit. Keine drei Minuten kann ich mir die Scheiße geben. Der Ort ist seltsam, regsam und vor allem: Voller Wichser!“
Ich kann den Inhalt des Songs sehr relaten. Wenn man sich an schaurigen Orten wie in Kommentarbereichen aufhält, sollte man sich jedoch immer wieder bewusstwerden, dass die große Mehrheit stiller Mitleser:innen sind und nur die Idioten am lautesten sind.
Ungeheuer
Der dritte Song der EP, „Ungeheuer“, wurde bisher noch nicht veröffentlicht.
Schon bei den ersten Tönen des Songs wird klar, dass sich das Lied von den ersten beiden Songs der Platte stark abhebt. Das Lied beginnt langsam, düster und sehr melodisch. Eine Figur beschreibt in Ich-Form, dass sie schon immer anders war als andere Menschen. Sie besitzt von Geburt an, eine einzigartige Fähigkeit! Um welche Fähigkeit es sich genau handelt, erfährt man erst viel später im Text und soll hier, der Spannung wegen, nicht genannt werden.
Dieser sehr poetische, düstere Song hebt sich sehr von den anderen Liedern ab. Durch die Kombination aus stetig wachsender musikalischer Spannung und den verzweifelten Gedanken der Figur entsteht beim Hören des Songs Momente, in denen man wie gebannt zuhört und unbewusst die Luft anhält.
Der zu Beginn ruhige Song wird im Verlauf immer schneller und kraftvoller. Zum Ende hin erklingen Töne, die wir schon so ähnlich auch bei „Kommentarbereich“ hören durften: Verzweifelte ehrliche Wut.
Blau
Das vorletzte Lied der EP ist nochmal eine Ansage! So wütend und rau, wie „Ungeheuer“ endet, beginnt auch „Blau“. Das Lied wird getragen durch eine sehr starke, kraftvolle Basslinie.
Während bei „Ich stelle mich der Welt“ noch Mut und Hoffnung wahrzunehmen sind, ist „Blau“ ein wütender Song für traurige, zornige Stunden.
Ein perfekter unheilvoller Song für Momente, in denen man keine Hoffnung am Horizont sieht und sich der Melancholie und der Aussichtslosigkeit hingeben möchte. Für Momente in den man Angst hat, vor dem, was noch kommt. Denn auch diese Emotionen müssen manchmal raus und gelebt werden.
Musikalisch gesehen, erinnern mich „Ungeheuer“ und „Blau“ an die Gothic Novel Rock Band ASP. Es sind Töne, die man so bisher eher weniger von Fede gehört hat. Mir gefällt diese neue Kombination aus langsameren Liedern, einem starken Bass und vereinzelten Schlagzeugsolos besonders gut! Die dunkle, fast schon atmosphärische Stimmung vermittelt das Gefühl, dass sich Fede sowohl musikalisch als auch textlich weiterentwickelt hat. Es ist eine spannende, mutige neue Richtung, voller Tiefgang. Mit „Ungeheuer“ und „Blau“ hat die Band bewiesen, dass es nicht immer Sarkasmus oder Ironie braucht, um Dinge darzustellen.
Erinnerungen
Das fünfte und letzte Lied der EP klingt sehr versöhnlich. Nach verzweifelten und wütenden Liedern folgt nun ein Song über die Vergänglichkeit von Lebenszeit. Im Duett mit Bassistin Freddy singt Dennis über all die Momente in seinem Leben, die er vermisst.
„Jeder Gedanke ist ein Blick zurück.“
Der Song erzählt davon, dass wir nicht verschwinden, wenn unsere Zeit einmal vorüber ist. Wir leben weiter in den Erinnerungen der Menschen, die uns begleitet haben und deren Leben wir geprägt haben.
Das Lied ist auch eine Liebeserklärung an das Leben. „Ich bin verliebt in die Momente, die mein Leben mir gibt.“
Fazit
Insgesamt gefällt mir die neue EP von Fede sehr sehr gut!
Mit Liebe Krise liefert Fede eine EP, die von Anfang bis Ende emotional berührt und überzeugt. Von Trauer über Wut bis hin zu Hoffnung und Versöhnlichkeit – hier findet sich jede Facette menschlicher Gefühlswelt wieder. Die Band zeigt sich mutiger, offener und experimentierfreudiger als je zuvor: langsame, dunkle Klänge treffen auf kraftvolle Basslinien, atmosphärische Melodien brechen auf und machen Platz für rohe Wut, zarte Einsicht und ehrliche Verletzlichkeit. Fede hat sich getraut, Neues auszuprobieren und dabei einen unverkennbar eigenen Sound geschaffen, der gleichzeitig reifer und vielfältiger wirkt.





