Rückkehr zu den Wurzeln mit neuer Energie
Nach sechs langen Jahren melden sich die Street-Punk-Veteranen mit Whiskey Tango Foxtrot zurück – und das ohne Kompromisse. Statt sich in stilistischen Experimenten zu verlieren, setzt die Band auf eine kompromisslose Rückbesinnung auf ihre Oi!- und Punk-Wurzeln. Schon der Albumtitel – abgeleitet aus dem NATO-Alphabet für „WTF“ – verdeutlicht die Haltung: rotzig, direkt und gleichzeitig mit einem Augenzwinkern gesellschaftskritisch.
Besetzung und Sound
Die Integration von Manny Anzaldo (Rhythmusgitarre) und Hervé JL (Bass) erweist sich als kluger Schachzug. Beide bringen Hardcore- und Punk-Erfahrung mit, die dem Bandsound mehr Wucht und Frische verleihen. Während die Band früher oft von hymnischen Melodien lebte, treten auf dieser Platte auch kantige, fast schon aggressive Momente stärker in den Vordergrund. Produziert wurde das Album in Italien, Polen und Mexiko – eine ungewöhnliche, fast schon symbolische internationale Zusammenarbeit, die den unbeugsamen DIY-Charakter der Band unterstreicht.
Hymnischer Einstieg
Schon die ersten drei Singles „Boys Will Be Boys“, eröffnet mit einem rauen Mitsing-Refrain, der sofort Stadion-Qualitäten hat. „Brace Up“ ist vielleicht der direkteste Song der Platte – kompromisslos, aggressiv und mit einem klaren Appell zur Selbstbehauptung. und „Mad World“ schlägt einen ernsteren Ton an, kritisch und energisch, dabei aber eingängig genug, um zur Hymne zu werden. So machen die Jungs damit klar, wohin die Reise geht: klassischer Street-Punk, hymnisch und druckvoll, irgendwo zwischen Cock Sparrer und The Business. Mitgrölbare Refrains und treibende Gitarren sorgen dafür, dass die Songs sofort im Kopf hängen bleiben.
Starke zweite Hälfte
Doch das Album besteht nicht nur aus potenziellen Live-Hits. Songs wie „Family Isn’t Always Blood“ greifen persönliche Themen auf und brechen mit klassischen Punk-Klischees, während „Jimmy Fake“ fast schon verspielt ironisch daherkommt.
Mit „I’d Die for You“ wird ein unerwartet emotionaler Moment geboten – eine rohe, aber ehrliche Liebeserklärung, die sich musikalisch zwischen Midtempo und Hymne bewegt.
Das Finale „The One and Only“ klingt wie ein Manifest: eine stolze, laute, kompromisslose Selbstverortung.
Textliche Ausrichtung
Inhaltlich bleibt die Band ihrer Linie treu: Gesellschaftskritik, Arbeiterklasse-Mentalität, Loyalität und Zusammenhalt – aber auch klare Ansagen gegen Heuchelei und falsche Freundschaft. Das alles wird ohne unnötige Metaphern, dafür mit unverblümter Direktheit transportiert. „What the f*** are we doing with this world?“ – die Leitfrage des Albums – zieht sich unterschwellig durch viele Songs.
Fazit
Whiskey Tango Foxtrot ist kein Nostalgie-Album, sondern eine kraftvolle Weiterentwicklung der Band. Es verbindet die Oi!-Tradition mit moderner Energie, ohne den rauen Charme der Szene zu verlieren. Hymnische Refrains, internationale Produktion und eine spürbare Spielfreude machen die Platte zu einem der stärksten Street-Punk-Releases der letzten Jahre.
Setlist:
Boys Will Be Boys
Rocky Road
Mad World
Family Isn’t Always Blood
Brace Up
Jimmy Fake
Do Yourself a Favour
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I’d Die for You
Legends
Till the Last Breath
The One and Only