Niki von UNBESIEGT im Interview mit dem Festivalstalker

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Festivalstalker: Erst diesen Freitag haben die vier Würzburger Jungs von Unbesiegt sich mit ihrer neuen Single 8000 Volt aus der Versenkung zurückgemeldet und heute darf ich schon ihren Gitarristen Niki bei mir im Videochat begrüßen! Hallo Niki.

Niki: Hi! Guten Abend!

Festivalstalker: Zuerst einmal was ganz allgemeines. Für unsere Leser, die euch noch nicht kennen: wie würdest du eure Band beschreiben?

Niki: Das ist eine gute Frage. In erster Linie chaotisch (lach). Unser Genre kann man nicht direkt irgendwo hineinstecken. Das liegt vor allem an den Vocals, weil Kito, also unser Sänger, einen sehr besonderen Style hat. Zum Instrumental würde ich schon sagen, dass es in Richtung Core-Schiene geht. Also es hat auf jeden Fall Metalcoreelemente, aber in gewissen Punkten noch ein bisschen so in Richtung Hardcore angehaucht, also so ein bisschen punkig. Halt eben aufgrund der Vocals nicht direkt in die Metalcoreschiene einzuordnen, aber auch nicht in die Hardcoreschiene. Also irgendwas dazwischen. Alternative Metalcore vielleicht? Crossovercore?

Festivalstalker: Crossovercore? Interessant. Wie lange spielt ihr denn schon diesen Crossovercore zusammen?

Niki: Gegründet haben wir uns, soweit ich mich erinnern kann, so um 2015. Da müsste das gewesen sein. Aber noch nicht in der Besetzung, die wir aktuell sind. Also bis wir sozusagen eine Formation hatten – praktisch einer festen Besetzung mit Schlagzeug, damals nur eine Gitarre – also nur ich – einem Bassisten und Sänger – war dann so ungefähr 2016.

Festivalstalker: Und wie lange spielst du schon Gitarre? Beziehungsweise wann hast du damit angefangen?

Niki: Selber angefangen Gitarre zu spielen, habe ich… oha, das ist lange her (lach)… in der sechsten Klasse, also mit zwölf. Da hab ich angefangen mit Akustikgitarre und ein Jahr später bin ich dann zu E-Gitarre gewechselt und seit dem war ich quasi nicht mehr davon abzuhalten (lach).

Festivalstalker: Sechste Klasse? Das muss ja schon ewig her sein. Wie lange ist das denn genau schon her?

Niki: Achso, ja ich bin jetzt 24, also habe ich schon vor zwölf Jahren begonnen. Also man kann quasi sagen schon mein halbes Leben lang.

Festivalstalker: Und wie genau kamst du dazu?

Niki: Ich hab mich schon als Kind sehr stark für Gitarre interessiert. Also ich habe so als Drei-/Vierjähriger so eine Kindergitarre gehabt. Da konnte ich natürlich nicht drauf spielen, aber ich habe die immer geliebt und habe da dann bisschen rumgeklimpert. Das klang wahrscheinlich für die Ohren von Familie und Freunden nicht so schön, aber ich hatte unglaublich viel Spaß, habe mich dann aber als sehr junger Mensch doch dafür entschieden Klavier zu spielen. Dann mit zwölf so in der Pubertät kam es dann, dass ich mir so gedacht habe: „Ja Klavierspielen ist doch eher blöd. Ich will doch lieber Gitarre spielen!“. Vor Allem wurde ich in dem Alter auch von vielen Bands beeinflusst. Ich habe viel Punk gehört damals mit zwölf und und bin auch in die Metal-/Metalcoreschiene reingewachsen und hatte dadurch dann eigentlich richtig viel Bock einfach Gitarre zu spielen.

Festivalstalker: Springen wir ein paar Jahre vor. Im Dezember 2017 habt ihr eure Debüt-EP Abtauchen in Umlauf gebracht. Was war darauf dein Lieblingssong und warum?

Niki: Mein Lieblingssong ist eigentlich tatsächlich Dreh die Welt auf 0db. Das ist auch der, der die größte Welle geschlagen hat, als wir die EP rausgehauen haben. Wir haben auch ein Lyricvideo dazu rausgebracht. Und auch textlich hat mir der Song damals schon sehr gefallen. Also die Texte hat alle immer Kito geschrieben und das war einer der mir besonders gut gefallen hat. Und auch vom Feeling her beim Spielen einfach. Ich hab den Song immer unheimlich gerne gespielt. Vor allem Live diesen Song zu spielen. Das ist immer so ein Song gewesen, wo viele mitgemacht haben und man einfach selber richtig Bock hatte.

Festivalstalker: Nach der EP war es lange Zeit still um euch. Woran hat das gelegen?

Niki: Ja, das stimmt. Das lag einerseits daran, dass wir Besetzungswechsel hatten, wo wir einfach die Leute quasi einlernen mussten, dass alles stimmig gepasst hat und dann hatten wir halt sehr lange kein Songwriting gemacht und irgendwie kam es dann dazu, dass wir erst zwei Jahre später den Weihnachtssong rausgebracht haben. Vorher hatten wir halt einfach nicht wirklich die Gelegenheit dazu bzw. wir haben uns auf andere Sachen fokussiert. Wir wollten ein paar Konzerte spielen – war ja damals noch möglich. Wir haben das auch gemacht. Wir sind dann auch ein bisschen aus unserer Hometown Würzburg rausgekommen. Danach haben wir uns auch wieder ans Songwriting gesetzt und haben den Weihnachtssong rausgebracht. Und dann haben wir auch tatsächlich schon mit der Albumplanung begonnen.

Festivalstalker: Du hast ja gerade die Liveshows erwähnt und dass diese ja momentan durch Covid nicht möglich sind. Was vermisst du am meisten daran?

Niki: Einfach diese Feeling, dass man in einem Raum ist wo jeder, oder sag ich mal, der größte Teil, Bock hat die Musik zu fühlen. Das ist ein ganz anderes Gefühl als Zuhause – auch wenn man es auf „Laut“ hört – als wenn man live mit dabei ist und vor allem ich jetzt als Gitarrist einfach diese Musik selbst auf der Bühne zu produzieren und ich meine Emotionen da einfach mal herauslassen kann und dabei auch noch anderen Menschen zuzuschauen, die Ähnliches fühlen; die genauso Bock haben diese Livemusik zu erleben. Das vermisse ich halt hart. Und natürlich, dass man dann auch sehr viele Leute und Freunde sieht, die man vielleicht sonst nicht so häufig sieht. Ich finde halt auf Konzerte – egal ob als Besucher oder halt als Artist – hat man immer so Momente oder Gelegenheiten neue Leute kennenzulernen. Ich bin auch ein Mensch der sehr gerne neue Leute kennenlernt. Das gibt es halt leider momentan nicht und das macht mich ein bisschen traurig. Ich hoffe, dass das alles bald wieder vorbei ist und dass wir das alles wieder machen können.

Festivalstalker: Stell dir vor es würden ab April wieder Shows erlaubt werden. Wo würdest du am liebsten direkt spielen?

Niki: Ich glaube ich würde tatsächlich gerne zuhause in Würzburg spielen. Also irgendwie im B-HOF, im IMMERHIN oder im CAIRO. Wer aus Würzburg kommt kennt die Schuppen. Es sind halt kleinere Venues wo wir selber schon gespielt haben und so „Zuhauseshows“ sind einfach immer richtig schön. Außerhalb sind so Sachen wie Festivals einfach immer supergeil, aber bis es dahingehen wieder etwas gibt, dauert es noch ein bisschen. Und wenn, dann eh erst im Sommer.

Festivalstalker: Sobald ihr wieder auf der Bühne stehen werdet, wird man wohl auch euren neuen Song 8000 Volt hören dürfen. Was würdest du sagen, hebt sich der Song von der EP ab? Und wenn ja: Was genau ?

Niki: Ja, also man hört es ja. Es ist doch ein Unterschied. Also ich bin der Meinung, dass wir uns vor allem Instrumental nochmal weiterentwickelt haben. Also in dem Song sind jetzt zum Beispiel Synthies – vor allem im Refrain und im Intro zu hören. Das ist jetzt kein Standard geworden oder so. Das haben wir jetzt nur bei dem Song einfach mal dazugepackt, weil wir dachten, dass es gut passt. Aber von den Gitarrenriffs und generell instrumental hebt es sich doch ab. Die Vocals sind immernoch Kito und ich finde daran erkennt man immernoch, dass es ein Unbesiegt-Song ist. Doch auch da haben wir einen guten Sprung gemacht. Und natürlich auch qualitätstechnisch haben wir jetzt doch mehr Geld in die Hand genommen um ein hoch qualitatives Album produzieren zu können.

Festivalstalker: In den Song geht es ja um die Leistungsgesellschaft auf dem Arbeitsmarkt. Was steckt hinter dem Song? Ist er in irgendeiner Art autobiografisch?

Niki: Ja, aber ich möchte da jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber ich denke es gibt viele Leute, die sich mit dem Song identifizieren können und wir haben halt auch selber was in dem Song verarbeitet. Vielleicht hier und da in überspitzter Form, aber ich glaube es trifft es dennoch auf den Punkt.

Festivalstalker: Ich habe eben auf Instagram gesehen, dass ihr für diesen Freitag bereits die nächste Single So Egal angesetzt habt. Kannst du mir da schon etwas drüber verraten?

Niki: Ich kann dir verraten: Es wird ein richtig cooler Song (lach) und ist tatsächlich mein Lieblingstrack auf dem Album. Es ist für mich auch wieder ein sehr typischer Unbesiegt-Song und ich würde ihn auch nur soweit beschreiben. Ich will halt nicht so viel verraten. Ein typischer Unbesiegt-Song halt auch wieder im neuen Kleid des Albums und der haut gut rein.

Festivalstalker: In dem Post wurde auch von einem neuen Album geredet. Jetzt bin ich neugierig. Was wird uns erwarten?

Niki: Auf jeden Fall eine deutlich bessere Qualität als auf der EP. In allen Hinsichten. Es werden neun Tracks. Zehn waren geplant, aber einen mussten wir rausnehmen. Neun Tracks in sehr guter Qualität und mit Unbesiegt-Manier. Was ich vielleicht noch verraten kann: Das ganze Album ist bisschen ernster von den Themen her. Also vielleicht auch im Vergleich zur EP: Auf der EP haben wir auch bisschen selbstironische Sachen gehabt mit Naja, Vielleicht Eventuell, sowas haben wir jetzt zum Beispiel nicht drin. Also das Album ist bisschen ernster und das wollten wir auch so, aber das heißt jetzt nicht, dass nie wieder ein selbstironischer Song von uns rauskommen wird.

Festivalstalker: Oftmals hört man gerade bei den frühen Werken einer Band Einflüsse anderer Bands heraus. Ist das bei euch auch der Fall?

Niki: Was ich selber öfter mal bei mir herausgehört habe sind Callejon. Das liegt vermutlich auch daran, dass das eine meiner Lieblingsbands, wenn nicht sogar meine Lieblingsband ist. Ich wollte mich da aber auch nie hinstellen und was Ähnliches rausbringen, aber vielleicht ist es einfach unterbewusst, dass ich beim Schreiben von Riffs mich doch inspirieren lasse. Generell beim Songwriting stellen wir uns jetzt nicht hin und sagen, dass wir jetzt einen Song machen, der in die Richtung gehen soll, sondern wir schreiben einfach unsere Riffs. Also Philipp – unser anderer Gitarrist – und ich schreiben unser Zeug, dann Tragen wir das zusammen und daraus wir irgendein Song rausgewürfelt. Also wir versuchen da jetzt keine klare Linie zu finden.

Festivalstalker: Stell dir mal dein Traum-Line-Up vor. Wie sähe es aus?

Niki: Für mich persönlich ein perfektes Line-Up… Ich glaube ich bin so der Typ, der auch gerne gemischte Sachen mag. Es gab ein Impericon Festival auf dem es ein sehr geiles Line-Up gab. Da haben nämlich, sofern ich mich erinnere, Callejon, Thy Art Is Murder und Heaven Shall Burn an einem Abend gespielt und das war für mich halt einfach so perfekt, diese drei Bands an einer Veranstaltung zu haben, weil das so auf einer Tour wahrscheinlich nicht passieren würde.

Festivalstalker: Und Unbesiegt als Vorband? Hättest du Bock da drauf?

Niki: (lach) Natürlich! Was ist das für eine Frage?

Festivalstalker: Mal weg von den Konzerten. Auf welchem Festival würdest du mit deiner Band am liebsten einmal spielen? Also würdest du direkt sagen: Ab geht’s!

Niki: Das ist schon seit langer Zeit so ein Traum von mir: Einmal auf dem Summer Breeze spielen zu können. Ich bin selber sehr lange Festivalbesucher gewesen. 2019 habe ich selber auf der T-Stage gearbeitet, wo ich auch nochmal die Arbeit von dem Festival an sich gesehen habe und das einfach ein super entspanntes Festival mit super Leuten; mit meistens richtig geilem Line-Up und Spitzenatmospäre ist. Also da zu spielen ist glaub ich für mich persönlich so die geilste Erfahrung, die ich erleben kann!

Festivalstalker: Du hast auf der Bühne gearbeitet? Für wen denn? Thy Art Is Murder?

Niki: Ja unter anderem indirekt. Ich war als Guitar-Tech auf der Bühne tätig. Also die haben auch auf der T-Stage gespielt, dann habe ich auch für die die Sachen aufgebaut. Also für alle Bands, die auf der T-Stage gespielt haben.

Festivalstalker: Und wenn du nicht mit der Band da wärst und auch nicht zum Arbeiten, sondern als Besucher: Was ist für dich das wichtigste, was du mit auf ein Festival nimmst? Was muss dabeisein?

Niki: Ich glaube das Wichtigste, ich wollte zuerst eigentlich „Bier“ sagen (lach), aber ist wohl wahrscheinlich mein Zelt und ein Haufen Leute, die Bock haben. Also auf einem Festival ist für mich glaub ich wichtig, dass man im Camp einerseits eine coole Stimmung hat mit den Leuten die man kennt; dann dass man natürlich ausreichend Bier dabei hat und dann ist das so, dass du auf Festivals viele super Leute kennenlernst. Seien es die Nachbarn oder irgendein Camp vier Kilometer weiter. Du hockst dich einfach manchmal dahin und fängst an mit denen Bier zu trinken und bleibst dann dort fünf Stunden. Vielleicht guckt man sich zwischendrin sogar noch gemeinsam eine Band an.

Festivalstalker: Du hast ja gerade schon das Thema „Getränke“ angesprochen: Bist du eher die Fraktion Bier oder Schnaps?

Niki: Bier. Vor Allem in der Sonne haut mich Schnaps einfach kaputt. Also wenn ich auf einem Festival in der prallen Sonne Schnaps trinke, dann ist es für mich vorbei. Abends, wenn es dunkler und dadurch auch kühler wird, kann man sich auch mal was genehmigen, aber tagsüber nur Bier.

Festivalstalker: Und welche Sorte speziell?

Niki: Also generell bin ich ein sehr großer Fan von Augustiner. Auf einem Festival geht geht das ja nicht, weil es eine Glasflasche ist. Da bin ich dann eher der Klassiker mit 5,0er.

Festivalstalker: Jetzt wirst du wahrscheinlich Durst bekommen haben. Ich will dich jetzt nicht weiter aufhalten. Vielen Dank dafür, dass du dir für uns Zeit genommen hast! Viel Erfolg für die Zukunft; auf baldiges Wiedersehen und bleib gesund! Cheerio!

Niki: Gerne! Ja auch vielen Dank für die Einladung und für das Interview! Es hat mir eine Menge Spaß gemacht! Ich hoffe auch, dass man sich bald wiedersieht! Prost!