Never Back Down: “DOWNFALL” Review (VÖ 07.10.2022)

Kopie von NBD – DOWNFALL – ALBUMCOVER FOR DIGITAL (3000px)
8.5
NEVER BACK DOWN zeigen, was eine Band in zirka einem Jahr auf die Beine stellen kann, wenn sie mit Herzblut an die Sache ran geht.

Never Back Down sind mit neuem Album wieder zurück in der Szene! Auch wenn zugegebener Weise “wieder zurück” die falsche Wortwahl ist. Schließlich haben uns die fünf Gladbacher Jungs erst letzten September mit ihrem Album “Overdrive” beglückt und jetzt folgt schon ihr nächstes und somit drittes Studioalbum in voller Länge. “Downfall” heißt das gute Stück und ob es die Jungs es geschafft haben, innerhalb von 13 Monaten direkt den nächsten Longplayer rauszubringen, ohne dass die Qualität unter dieser recht kurzen Zeit verloren ging, werde ich euch in den nächsten Abschnitten verraten.

Das 11 Tracks umfassende Album beginnt direkt mit einem Doppeltrack. Beziehungsweise dient der instrumentale Opener “In Time” lediglich dazu, die Fans auf den ersten Song “Golddigger” vorzubereiten. Das etwa 50-sekundenlange Intro sorgt gleich zu Beginn für eine düstere und beklemmende Grundstimmung, welche nicht lange braucht um direkt die erste Gelegenheit zum Headbangen zu schaffen. Mit einer gezielten Nu-Metal-Note in den Versen, zeigen uns die Mönschengladbacher, dass Piano und Metal besser einhergehen, als so manche zwischenmenschliche Beziehung. Ganz getreu dem Motto “Gegensätze ziehen sich an” zeigt NBD hier, wie wunderbar das Zusammenspiel zwischen Schlagzeug und Piano; oder zwischen Rap, Cleans und Shouts sein kann.

Mit Call To Arms – der dritten Singleauskopplung des Albums – folgt als nächstes ein Song, wie er aktueller leider nicht hätte sein können. Ein Song über die Sinnlosigkeit des Krieges. Oder viel eher: Eine Hymne gegen alle Kriege. Eine Mischung aus Wut und Hoffnung zieht sich durchgehend durch den Song. Egal ob man die Instrumente oder die beiden Sänger betrachtet. Letzten Endes ist sowieso das Zusammenspiel zwischen allem, was dafür sorgt, dass der Song direkt ins Ohr geht und man ihn auch nicht so leicht wieder los wird. Aber wieso sollte man eine solide Metalcorenummer auch wieder los werden wollen?

Düster und beklemmend geht es auch im nächsten Song weiter. Marigold handelt von einer Kindheit in welcher größtenteils die Liebe im Elternhaus fehlt oder verloren ging. Der Song glänzt am meisten im Refrain, der einfach zum Mitsingen animiert und von meinem Lieblingsriff des ganzen Albums begleitet wird. Und sobald die dritte Strophe einsetzt und der Song sich seinem Höhepunkt im Sinne eines Gitarrensolos und dem letzten Refrain nähert, wird so gut wie jeder von dem Song gepackt worden sein.

Nach all diesen schweren Themen bietet sich der nachfolgende Song im Album umso mehr zu an, einfach als Ventil für den Frust und die Wut zu fungieren. “Wrath” heißt das gute Stück und wird begleitet von einer “Mittelfinger-Attitüde” in Reinform. Aber genau solche Songs brauchen wir in unserer heutigen Gesellschaft doch, wenn wir mal ehrlich sind? Ein Song voller Energie, der zum Mitsingen anregt und einem nochmal vor Augen führt, dass man kein Sklave der Gesellschaft ist und jeder das Recht besitzt, für sich selber einzustehen und mit erhobenem Mittelfinger “Nein!” zu sagen. Ich glaube ich lehne mich mit der Behauptung, dass dieser Song in Zukunft zu einem Fan-Favorit wird, nicht all zu weit aus dem Fenster.

Wo wir gerade beim Thema Fan-Favorits waren: Die zweite Singelauskopplung des Albums “Nullity” ist der obligatorische, radiotaugliche Song auf jedem Metalcore-Album. Aber das hat ja nicht unbedingt etwas Schlechtes zu sein! Im Gegenteil. Gerade nach einem Song wie zuvor “Wrath” kommt dieser hier erst richtig zu Geltung. Der Song ist trotz geschätzten 80% Cleangesang immernoch als waschechter Metalsong anzuerkennen. Gitarrensolo und ein Schlagzeug, welches direkt ins Ohr geht, begleitet einer sehr präsenten Bassline, sorgen dafür, dass man den Song dennoch relativ schnell dem Post-Hardcore zuordnen kann. Und spätestens wenn Daryl in der dritten Strophe mit seinen Shouts einsetzt, ist jedem klar: Ja, das sind definitiv Never Back Down!

Von der zweiten Single springt das Album nur direkt zur aktuellsten Singleauskopplung: “Fear of Failure“. Und diesen Song zur Single umzuwandeln, war definitiv die richtige Entscheidung. Es braucht schon einiges an Können, um die beiden doch recht unterschiedlichen Stimmen von Daryl und Daniel so gut miteinander zu kombinieren, wie es der Band hier gelungen ist. Und gerade dadurch sticht der Song in gewisser Weise aus dem Album hervor. Ein wunderschön melodischer Song mit einem perfekt in Szene gesetztem Musikvideo. Und das alles in Kombination mit einem Gefühl, was wahrscheinlich die meisten von uns nur all zu gut kennen könnten. “Was ist, wenn ich nicht gut genug bin?” Der Song gibt Mut und Hoffnung. Gerade die, die dies beides momentan verloren haben, werden bei dieser Single garantiert Gänsehaut bekommen!

Mit “Retrospect” gönnt die Band den beiden Sängern nochmal eine Pause, da dieser Track lediglich ein Interlude ist, welches uns Hörer auf auf das Gefühlschaos des nachfolgendem Songs einstimmen soll. Denn Gefühlschaos ist bei “Best of Me” vorprogrammiert. Denn wie schon der Frank Ocean einst sagte: “When you’re happy, you enjoy the music but when you’re sad, you undestand the lyrics.”. Und genau das ist auch hier der Fall. Trotz eines hellen Klanges der Instrumente und dem sanften Piano, geht es im Songtext um die Beziehung des Lyrischen Ichs und seines Vaters. Die wunderschöne Stimme der Twitch-Streamerin Ifa (Ifa auf Twitch), welche bei ihren über 30.000 Followern für ihre Harmoniebedürftigkeit bekannt ist, sorgt da nur für noch mehr Durcheinander in den Emotionen. Kein Wunder, dass sich die Band dafür entschieden hat, diesem Song ein erstklassig animiertes Lyrics-Video zu widmen und er so zur vierten Single vor Albumrelease wurde.

Erinnert Ihr euch noch ein diesen einen Typen, der euch bei einer Liveshow beim Moshen das Bier aus der Hand geschlagen hat? An den Pitwarrior, der euch mit seinen Stahlkappenschuhen fast den Mittelfuß zertrümmert hat? Ja? Dann ist jetzt eure Chance gekommen, es dieser Person im Moshpit heimzuzahlen. Denn auf der Zielgeraden des Albums legen Never Back Down sich nochmal ins Zeug und zeigen mit “Karma“, wie hart sie werden können. Der Song ist mit Abstand der härteste des Albums und glänzt mit einem Breakdown, wie man ihn nur selten gehört hat. Wir raten unerfahrenen Konzertgängern, sich bei diesem Song so weit es geht vom Moshpit fern zu halten. (Das ist kein Scherz haha)

Mit dem Titeltrack von “Downfall” neigt sich das Album nun (leider) seinem Ende. Doch bekanntlich kommt das Beste stets zum Schluss. Das haben sich die Jungs von NBD anscheinend auch gedacht und somit ihre erste Singleauskopplung als Albumabschluss gewählt. Ich gebe zu, dass es mich erst etwas verwundert hat, aber letztendlich war das gar nicht mal so dumm von der Band. Oftmals leiden Alben darunter, dass die letzten Songs nach einem starken Start etwas in Vergessenheit geraten. Das wird bei “Downfall” nicht der Fall sein, da sich hier bewusst dafür entschieden wurde, einen der stärksten Songs des Albums als Schlusslicht zu setzen. Und was will man sagen? Es funktioniert. Wer nach einem so gut geschrieben und strukturiertem Song nicht Lust auf mehr von der Band oder ein erneutes Anhören des Albums bekommt, der wäre bei Never Back Down  sowieso fehl am Platz. Es ist wie bei einer Live-Show: Die Fan-Favorits werden sich natürlich bis zum Schluss aufbewahrt. Wollen wir mal hoffen, dass es auch eine Zugabe geben wird! (haha)

Abschließend noch ein paar Worte über das Album im Gesamten. “Downfall” hat es geschafft, dass sich das Album auch beim zehnten Anhören noch nicht langweilig anhört und immer noch Spaß macht. Auch wenn vieles an dem Album eher “Standard Metalcore” ist, heben sich NBD aus der breiten Masse und beweisen ihre Berechtigung, in aller Munde zu sein. Man muss und kann ja nicht immer das Rad neu erfinden und das ist auch gut so. Anders wäre es wohl auch kaum möglich, in etwas über einem Jahr nur, direkt mit einem so gelungenem Album in die Fußstapfen von “Overdrive” zu treten.

Die Jungs aus NRW haben noch eine große Zukunft vor sich und es ist so gut wie sicher, dass ihre Album Release Show am 26.11.2022 ein voller Erfolg wird! Unterstützt wird die Band dabei von ELWOOD STRAYMediokrist und Horizon Problem.

Unser Fazit


Sound
9
Lyrics
8.5
Kreativität
7.5
Artwork
9
Wiederhörwert
8.5