Die Zollkantine Bremen wurde am vergangenen Konzertabend erneut zum Schauplatz eindrucksvoller, handgemachter Musik. Drei Bands, drei völlig unterschiedliche Stilrichtungen – und ein Publikum, das sich von Anfang an mitreißen ließ. Obwohl die Besucherzahl laut Veranstalterangaben bei knapp über 100 Gäste lag, fühlte sich der Saal schnell warm, dicht und energiegeladen an. Die intime Atmosphäre wurde zum Vorteil aller Beteiligten, denn jedes Detail der Performances kam hier unverstellt zur Geltung.
Aglasio eröffnen mit düsterer Wucht.
Den Auftakt machten Aglasio, die Rostocker Band, die seit 2022 durch ihre Mischung aus Grunge-Einflüssen und Post-Metal-Elementen Aufmerksamkeit erregt. Ihr Sound ist kraftvoll, verschachtelt und dennoch emotional zugänglich. Von Beginn an dominierten schwere Basslinien, kantige Gitarren und dynamische Tempowechsel die Bühne. Besonders eindrucksvoll war die Art, wie Aglasio Spannung aufbauen: lange instrumentale Passagen, die plötzlich in eruptive Hooklines übergehen. Das Publikum ließ sich sofort hineinziehen und fand sich mitten in einem dichten Klanggeflecht wieder, das gleichsam brachial wie feinfühlig wirkte. Als Opener lieferten sie eine intensive Grundlage für den weiteren Abend.
Ultraviolett: Theater, Dunkelheit und die sieben Todsünden.
Nach einer kurzen Umbaupause betrat Ultraviolett die Bühne – und brachte mit ihrem Konzept rund um die sieben Todsünden eine völlig andere Energie in den Raum. Ihre Mischung aus Dark Rock und Einflüssen der Neuen Deutschen Härte entfaltet live eine ganz eigene Sogwirkung. Jedes Stück widmet sich einer der Todsünden und wird mit theatralischen Elementen untermalt. Die Band versteht es, musikalische Wucht und visuelle Inszenierung zu verbinden: Licht, Gestik und Bühnenpräsenz formen eine düstere Atmosphäre, die das Publikum sofort in ihren Bann zog. Besonders eindrücklich war die Art, wie Ultraviolett zwischen aggressiven, stampfenden Passagen und ruhigen, fast bedrückenden Momenten wechselte. So wirkten ihre Songs nicht nur wie Kompositionen, sondern wie kurze, dramatische Szenen.
ExSilencio setzen ein fulminantes Finale.
Den Abschluss bildeten ExSilencio, die Bremer Progressive-Metal-Formation, die mit ihrer technischen Präzision und ihrem frischen Sound ein echtes Highlight setzte. Die sechs Mitglieder präsentierten eine Mischung aus melodischer Raffinesse, kräftigen Gitarrenriffs und atmosphärischen Keyboardflächen. Besonders Sängerin Emma beeindruckte mit einer starken, klaren Stimme, die sowohl in druckvollen Parts als auch in ruhigeren Passagen glänzte. Ihre aktuellen Singles „Electric“ und „The Delusion“ sorgten für Begeisterung und rundeten ein Set ab, das sich zwischen Härte, Emotion und spielerischer Virtuosität bewegte.
Ein Abend, der zeigt, wie lebendig die Szene ist. Die Zollkantine bewies einmal mehr, warum sie zu den wichtigen Anlaufstellen der Bremer Musikszene gehört: Hier entsteht Nähe, hier findet Musik statt, die spürbar ist – und die auch in kleinerem Rahmen ganz groß wirken kann.

































