Mit Wounds legen Swartzheim aus Randers ihr lange erwartetes Debütalbum vor – und setzen damit ein unerwartet wuchtiges Ausrufezeichen im modernen Extreme-Metal-Kosmos. Dass die Band bereits vor dem Release ihres ersten Albums Bühnen wie Wacken Open Air 2024 und Copenhell 2025 bespielt hat, ist kein Zufall: Ihre Energie, ihre Unmittelbarkeit und ihre ungeschönte Kompromisslosigkeit wirken wie ein Schlag ins Gesicht. Wounds transportiert diese rohe Live-Intensität nahezu unverdünnt auf Platte – kantig, düster, pulsierend.
Angeführt von Jeppe Halse Fugleberg, dessen Stimme zwischen animalischem Brüllen, verzweifeltem Kreischen und wütender Klarheit pendelt, liefert das Sextett ein Debüt mit klarer Handschrift: brutal, ehrlich und immer emotional aufgeladen. Die Gitarrenarbeit von Joe Thinggaard Timmins und Kasule wechselt geschickt zwischen groovigen Riffs, chaotischer Raserei und überraschend melodischen Einwürfen. Die Rhythmussektion von Ebbe Hyldahl Rask und Sebastian Vestergaard trägt das Ganze mit schwerem Fundament und treibender Präzision.
Den Auftakt von Wounds bildet ein düsteres, bedrohliches Intro, das mit industriellem Rauschen, verzerrten Stimmenfragmenten und der Atmosphäre einer aufziehenden Katastrophe die Bühne bereitet. Schon hier spürt man, dass etwas Gewaltiges darauf wartet, entfesselt zu werden. Ohne Verzögerung bricht der Titeltrack „Wounds“ aus diesem Schatten hervor: ein aggressiver Midtempo-Brecher, in dem Groove und Gewalt perfekt ineinandergreifen. Jeppe liefert eine der intensivsten Gesangsleistungen des Albums, während die Gitarren wie rostiges Metall schneiden.
Mit „No One To Blame“ setzt die Band diesen emotionalen Druck fort. Der Song trägt den bitteren Geschmack von Frustration und Zerfall in sich, stützt sich auf schwere Rhythmen und wechselt geschickt zwischen verschiedenen Tempi. Stellenweise erinnert er an modernen Hardcore – allerdings in einer wesentlich finstereren, unnachgiebigen Variante.
„Sympathy“ fällt als kurzer, bissiger Schlag ins Kontor auf: kein Trost, keine versöhnliche Melodie, nur pure Kompromisslosigkeit. Hier zeigt Swartzheim ihre fast nihilistische Seite, roh und ungebremst. Im Anschluss entfaltet „Discarded“ eine der atmosphärischsten Klanglandschaften des Albums. Langsam drückende Passagen wechseln sich mit eruptiven Ausbrüchen ab, während textlich die Themen Entwertung, Verlust und Identitätsbruch dominieren.
Mit „Spitting Nails“ erreicht die Band einen neuen Grad an Chaos und Raserei. Die Kombination aus punkiger Energie und deathmetallischer Härte erzeugt einen der ungestümsten und zugleich präzisesten Momente der gesamten Platte. In „Artillery“ kehrt Swartzheim zu einer strengeren, fast militärisch-rhythmischen Struktur zurück. Der Track wirkt wie ein mechanischer Vorschlaghammer, der in kurzen, brachialen Salven einschlägt – ein Song, der live zweifellos detonieren wird.
„Execute“ gehört zu den dramatischsten und emotional geladensten Titeln des Albums. Der düstere Aufbau, die spannungsvollen Breakdowns und ein kathartischer Mittelteil entwickeln eine enorme Wucht, die lange nachhallt. Darauf folgt mit „Thrown Away“ ein Stück, das eine überraschend melodische Seite zeigt, ohne die Brutalität der Band zu verwässern. Der Refrain trägt eine tiefe Traurigkeit in sich, die fast verzweifelt wirkt und dem Album eine neue emotionale Dimension verleiht.
Abgeschlossen wird Wounds vom Outro, einem kalten, ernüchternden Ausklang. Es bietet keine Auflösung, keinen Hoffnungsschimmer – nur das Echo der Zerstörung, die den Weg zuvor geebnet hat. Ein konsequentes und treffendes Finale für ein Album, das sich konsequent den dunkelsten Wunden der menschlichen Psyche widmet.
Dieses Debüt ist nicht nur ein Versprechen – es ist ein Schlag, den man nicht vergisst.
Das Album Swartzheim – Wounds erscheint am 05.Dezember.2025





