Review: Stahlzeit – die legendärste Rammstein-Tribute-Show

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9.8

Rammstein– momentan Deutschlands gehyptester Metal-Exportschlager. Eine ausverkaufte Stadiontour im Sommer und ein noch nicht erschienenes Album, das für die Fans bereits schon Kultstatus hat. Die legendäre Feuershow und die düsteren, durch Mark und Bein gehenden Texte gepaart mit dem unvergleichlichen musikalischen Klang, welcher das ganze Genre der neuen deutschen Härte prägen sollte. Dies alles macht die Band aus.
Mich, als absoluter Rammsteiner, freute es also unendlich mir die Wartezeit bis zum Sommer, mit der berühmtesten und bekanntesten Cover Band meiner Lieblinge versüßen zu dürfen – Stahlzeit .
Am 16.02. ging es für mich und eine Freundin, los nach Rastatt. Die Anfahrt gestaltete sich sehr angenehm, ist Rastatt auch nur einen Katzensprung von Karlsruhe entfernt. Zwei Parkgelegenheiten standen vor und unter der Badnerhalle zur Verfügung.

Als wir den Saal betraten waren wir geschockt von der Menschenmenge und der Größe der Halle – die nämlich nicht vorhanden war. Draußen hatte ich Ankündigungen für Veranstaltungen in der Halle gelesen und mich schon gewundert. Stahlzeit waren der einzige musikalische Konzertact, neben Prunksitzungen und Senioren Treff. Nun erklärte sich mir diese Begebenheit: Der Saal war sehr schön mit Lichtern und Holz verkleidet aber dennoch sehr klein. Vor allem zu klein für diesen Ansturm von Leuten. Es gab einen Getränkestand an dem die Leute bis zur Hälfte des Saales anstanden. So verwarf ich meine Idee mir noch eine Cola zu holen. Stattdessen quetschten wir uns durch das Publikum. Kurz nach acht ging dann auch schon das Licht aus. Es gab keine Vorband. Wie auch bei Rammstein, lief ein Countdown von einer Minute (etwas abgekürzt) herunter. Mehrere laute Knalle ertönten, die uns bereits die Ohren zufallen ließen. Die Bandmitglieder betraten nacheinander Bühne und lehnten sich somit perfekt an der Performance ihrer Vorbilder an. So begann „Ramm4“ das Startlied aus den Titeln ihrer Hits. Sänger Helfried Reißenweber kommt tippelnd, steppend auf die Bühne mit einem Hut auf dem Kopf. Diesen warf er dann, genau wie Till Lindemann es tut, in die Luft, in welcher er mit einem Knall explodierte. Ich bekam ab dieser Sekunde eine Gänsehaut und meine Mundwinkel hoben sich schlagartig an. Zunächst dachte ich, es müsste Playback sein, doch dann erkannte ich leichte Abwandlungen des Textes. Absolut begeistert begann ich an mit zu singen, zu headbangen und gleichzeitig die Bühnenshow zu verfolgen. Die Ähnlichkeit zwischen Reißenweber und Lindemann war wirklich erstaunlich, sowohl von der Stimme als auch vom Äußeren. Reißenweber war lediglich etwas kleiner. Von weitem hätte man niemals einen großen Unterschied erkannt. Auch der Bassist und Oli von Rammstein glichen sich nahezu perfekt. Dafür waren der Schlagzeuger und der Gitarrist der Kruspe nach ahmte, dann doch etwas fülliger und bärtiger als ihre Originale, das Paul Double war viel jünger als das Original. Ron Huber mimte den Keyboarder Flake, und trat in einem orangenen Overall und einer schwarzen Mütze auf. Generell verstand ich auch nicht deren Gesichtsbemalung, aber es sind ja auch nicht Rammstein die da stehen. Also versuchte ich Stahlzeit, ihre Erkennungsmerkmale zu lassen und ließ die Show weiter auf mich wirken. Als nächstes wurde „Du riechst so gut“ gespielt. Bei diesem Lied hält Till einen riesigen funkensprühenden Bogen im Arm und dreht sich um sich selbst. Da Stahlzeit mit dem kleinen Saal und dem wahrscheinlich auch etwas geringeren Budget gar nicht die Mittel haben, um eine ganze Rammsteinshow aufzufahren, hätte ich nicht mit einer großen Pyroshow gerechnet. Ich wurde eines Besseren belehrt als Reißenweber mit dem Bogen auf die Bühne trat. Seine Stimme ließ mich schaudern, die Performance der Band und die einstudierte Mimik und Gestik machten mich verrückt. Alles passte perfekt.
Es folgten Lieder wie „Bückstabü“ und „Sehnsucht“. Da begann ich dann mit Erbsenzählen da mir der Move „Tillhammer“, bei denen sich Lindemann mit seinen  Fäusten auf die Knie schlägt und  mit dem Kopf schüttelt, fehlte. Worauf ich mich besonders freute war „Mein Teil“. Da wusste ich bereits aus Erzählungen und Videos, dass Stahlzeit die aufwendige, kanibalische Choreo komplett übernahmen. So ging es außer mir wohl noch mehr Leuten, denn als das Intro der drei Saitenmusiker los ging, schnellten alle Handys in die Luft. Reißenweber kam nun blutverschmiert, mit Metzgermütze, Kochtopf und Messermikrofon auf die Bühne. Dennoch trügte mich mein Eindruck nicht er habe dafür etwas zu lange gebraucht, denn das Schaben der Messer ließ er weg, so wie den ersten Satz des Songs. Währenddessen hatte sich der Keyboarder Ron Huber bereits Flake-mäßig aus dem Topf aufgestellt und begann sein Keyboard zu bespielen. Die Flammenwerfer-Parts wurden ebenfalls grandios nachgespielt, so dass es sehr sehr heiß und stickig in der kleinen Halle wurde. Der Teil in dem Flake dann aus dem Topf klettert und mit einem Pyrogürtel herumspringt wurde dafür sehr ausgedehnt. Anschließend wurde „Ich tu dir weh“, einer meiner Lieblingssongs gespielt. Da sich Flake offenbar darüber lustig macht, dass er noch lebt, wagt er es Till zu treten und umzuschubsen. Im Fall von Stahlzeit schnappte sich Reißenweber also Huber und warf ihn in die dafür vorgesehene Badewanne. Auch hier vermutete ich eine Vereinfachung, doch entgegen dieser stellte sich Reißenweber auf eine kleine Plattform und wurde bis knapp unter das Bühnenende gezogen, während er die Bridge sang. Dann ließ er aus einem Eimer einen Funkenregen in die Wanne fließen. Dort gab es mehrere Explosionen. Zufrieden mit seinem Werk verließ der Sänger die Bühne. Huber/Flake entstieg nun wie ein Phönix aus der Asche in einem angedeuteten Glitzeranzug der Wanne und bewegte sich noch etwas schwankend zu seinem Podest.

Ebenfalls beeindruckend war die Performance von „Feuer Frei“, bei dem sie ebenfalls die beeindruckenden Mundflammenwerfer zum Einsatz brachten. Bei „Haifisch“ meinte ich nur zu meiner Begleitung, dass sich ja jetzt Flake eigentlich in ein Boot setzt und über das Publikum surft. Auch dieses Element nahmen Stahlzeit auf. Außerdem spielten sie auch die ruhigen Lieder „Frühling in Paris“, und „Ohne dich“, bei denen wir uns dann den Tränen nahe in den Armen lagen. Dennoch viel mir nun auf, dass Reißenweber die hohen Parts von Till nicht meistern konnte, sondern kontinuierlich tief sang.
Detailversessen sind Stahlzeit definitiv in jeder Hinsicht. Mein absolutes Highlight bei dem ich auch total ausflippte war die riesige Penis-Kanone die sie wie ihre Vorbilder bei „Pussy“ auf die Bühne holten. Allerdings sprühte unsere Konfetti, statt Schaum, but who cares. Ich kann nun trotzdem sagen, dass ich von einem Till-ähnlichen Mann angespritzt wurde.
Beim Song „Zerstören“, war ich etwas enttäuscht da alle gestöhnten „Ja“s im Text fehlten. Dafür explodierte der Korpus Reißenwebers am Ende als er seinen Pelzmantel öffnete.
Als Zugabe wurden noch „Ich will“ und „Engel“ gespielt. Bei Letzterem gab es leider keine großen Engelsflügel was mich etwas wunderte, aber dennoch verständlich war bei diesem Aufwand.

FAZIT: Um auch mal zu einem Ende zu kommen: Ich musste mir hier wirklich Mühe geben einzelne Details zu finden die nicht mit den Originalen übereinstimmen. Generell war ich einfach nur geflasht von dieser grandiosen Coverband. Die Imitation meines geliebten Tills, erfüllte Reißenweber mit Bravour, so dass ich nur ganz selten erahnte dass es sich hier nicht um Lindemann handelte. Musikalisch waren die Jungs ebenfalls fast die ganze Zeit synchron zu den Originalsongs. Wesentliche Unterschiede gab es in der Choreo und in den Requisiten tatsächlich nur wenige, und da darf man meiner Meinung nach auch nicht zu genau hin schauen, denn schon diesen Aufwand den Stahlzeit für ein ungefähr zehn mal kleineres Konzert als Rammstein sie spielen, aufgefahren haben ist bemerkenswert. Allerdings muss man sagen dass die Interaktion mit dem Publikum ab und an die Illusion unterbrach. Aber Promotion für die eigene Band und ein neues Album derer, sollte man den Jungs von Stahlzeit bzw. Maerzfeld, nach so einer Show zugestehen dürfen.

 

Unser Fazit


Sound
9
Atmosphäre
10
Preis-Leistung
10
Weiterempfehlung
10