Review: Ritual – Songs for the Haunted

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Albumcover
8.4
Ritual melden sich 13 Jahre nach ihrer Auflösung mit Songs for the Haunted zurück

Die Hardcore-Band Ritual aus Recklinghausen kehrt mit ihrem neuen Album „Songs for the Haunted“ zurück. Für Fans der Band ist das ein lang erwarteter Moment: 13 Jahre nach der Auflösung meldet sich das Trio um Julian Laur de Manos, Deni Pavičić und Philipp Wulf zurück – und zwar mit 13 frischen Songs, die den alten Spirit der Band weitertragen, aber auch neue Facetten offenbaren.

Es war der 29. März 2012, als Ritual auf ihrem Blog offiziell ihr Ende verkündeten. Die Band, tief verwurzelt in der Hardcore-Szene des Ruhrgebiets, löste sich auf. Jeder der Musiker stürzte sich in neue Projekte: Julian Laur de Manos widmete sich unter anderem den Bands Orbit the Earth und Wire Love, Deni Pavičić experimentierte mit der Deathrock-Band All the Ghosts, und Pascal Wagner sowie Philipp Wulf konzentrierten sich auf die Gründung von Messer. Zehn Jahre nach der Auflösung spielten sie drei Reunion-Shows – diese ersten Comebacks entfachten eine kreative Flamme, die schließlich zu dem neuen Material führte. Ursprünglich war eine EP geplant, doch die entstandene Fülle an Songs wuchs schließlich zu einer vollständigen LP heran. Produziert wurde „Songs for the Haunted“ von Robin Völkert, der zuletzt unter anderem die Donots produzierte, und für die Platte ein breitgefächertes, klanglich vielschichtiges Soundbild schuf.

Das Album startet mit einem brachialen Mosh: „Head to Your Fist“. Das lange, verzerrte Gitarrenintro baut Spannung auf. Schicht für Schicht verdichtet sich die Distortion, bis das erste Riff von beiden Kopfhörerseiten mit voller Wucht einschlägt. Julian Laur de Manos steigt sofort schreiend ein, während der Song in einem moshbaren Finale endet – ein direkter Einstieg, der sofort klar macht: Ritual sind zurück, und sie haben nichts verlernt!

Direkt danach geht es in „There’s Only Us“, einem typischen Midtempo-Track, der die charakteristische Mischung aus Rock und Hardcore trägt. Das Stück entfaltet sich, bevor es mit „Silver Lining“ eine überraschende Wendung nimmt. Hier zeigt die Band ihre melodische Seite, so hoffnungsvoll wie nie zuvor. „Silver Lining“ könnte man fast als Hardcore-Version von The Cure bezeichnen: eine schwere Leichtigkeit, getragen von hoffnungsvollen Optimismus. Ein Sound der zeigt, dass Ritual trotz all der Jahre Pause, noch voller Energie und Ideen stecken. Denn egal was die Band in der Zukunft durchzustehen hat; „The Silver Lining is I love You“

Mit „In the Rain“ taucht Ritual in introspektive Gefilde. Der Song ist ein Dialog mit dem jugendlichen Ich, eine Auseinandersetzung mit Desillusionierung und gleichzeitig ein Statement von Selbstbewusstsein: „Klein kriegt ihr mich nicht“. Im gemächlichen Takt peitscht das Schlagzeug wie Regen durch die Nacht, die Gitarre steigert sich langsam, bis der Song in einem offenen, fast leeren Horizont endet. Doch die Spannung bleibt, denn direkt im Anschluss wartet „Shadow of Doubt“, das den Hörer mit einer Mischung aus Post-Punk-Riffs und wuchtigen Gitarrenwänden in den Moshpit katapultiert. Der Song wechselt von tanzbaren Post-Punk Riffs zu fetten Gitarrenwänden und erinnert stark an „Refused´s: Shape of Punk to come“. Der Song zieht einen förmlich in den Mosh Pit!

Nur um dann mit schnellen Post-HC Gitarrenriffs in „Perfect Pictures“ weiter zu moshen! Ein Duett über die Auseinandersetzung mit der eigenen Familie. So hat Sänger Julian Laur de Manos seinen Bruder Michael (Die Negation, The Heartbeak Motel) zu einem Duet auf „Perfect Pictures“ eingeladen. Der Song rast durch die Bildergalerien der Gebrüder De Manos, nur um dann mit den sehnsüchtig gesungenen Zeilen „Perfect Pictures Perfect Days, youre just a Face… in a Broken Frame“ zu enden.

Mit „Sleeping Ghosts“ wird eine ruhigere, melodischere Seite der Band hörbar. Die rockige Stimmung erinnert fast an Snow Patrol, kombiniert aber weiterhin die charakteristischen Post-Hardcore-Elemente, die das kreative Schaffen der Band ausmachen. Danach zieht „Violent Minds“ das Tempo wieder an. Ein Uptempo-Track mit aggressiven Riffs, ein Revolutionssong gemacht für die Demos und schwarzen Blöcke unserer Zeit. Ein Song, der in der Mitte einen massiven Drop abliefert – ideal, um Wall-of-Death-Momente mit neuem Material zu füllen! Daran schließt „Trust“ an, ein klassischer Hardcore-Track, der durch Stakkato-Riffs und schnelle Background-Gitarren mega Spaß macht! Eines meiner Highlights der Platte, besonders der Gitarrenpart bei Minute 1:45 geht ab!

„For the Haunted“ schlägt eine noisigere Richtung ein. Die Gitarren ebnen den Weg für ein Intermezzo aus chorischen Gesängen, getragen vom intensiven Screemo von Julian Laur de Manos. Der Song steigert sich kontinuierlich, als würde er die Band in neue Sphären heben – bis er abrupt endet. Direkt danach folgt „Bones in the Gears“, das mit poppigen Gitarren à la Blumfeld beginnt, sich über punkige Riffs zu einem metallischen Finale steigert und zeigt, wie flexibel die Band mittlerweile klingt.

„Into the Light“ eröffnet mit einem Depeche Mode-artigen Synthie. Laur de Manos Gesang erinnert hier an Dave Gahan, während Gitarren und Synths eine dichte, atmosphärische Klanglandschaft schaffen – ein deutliches Tribut an die New-Wave-Könige der 80er. Ritual zeigen hier, dass sie ihre musikalischen Werkzeuge in allen Facetten beherrschen: vom brachialen Mosh bis zur melancholischen Ballade. Der letzte Song „Final Hour“ setzt noch einmal auf treibende Gitarren und Drums. Trotz der bekannten Anfangsstruktur entwickelt sich der Song in drei klare Höhepunkte: ein Gitarrengewitter, ein Synthiegewitter und schließlich massive Gitarrenwände, die den Hörer buchstäblich erschlagen – ein würdiger, kraftvoller Abschluss!

„Songs for the Haunted“ ist eine Spritztour für jeden der gerne Mosht, die verdammt viel Spaß macht! Dieses Album erkundet was Hardcore noch im Erwachsenenalter bedeuten kann, und beweist, (wer hätte das gedacht) dass es genau diese Musik ist, die wir in so turbulenten Zeiten am dringendsten brauchen. Musik die Kraft und Hoffnung gibt. Eine Platte die zwar nicht perfekt ist, aber voller Idee und Kraft strotzt, weshalb man jedem Freund des gepflegten Headbangens die Platte ans Herz legen kann!

Tourdaten 2025 – „Shows for the Haunted“:

  • 02.10. Köln, Helios 37 w/ Giver, True Gloom
  • 03.10. Leipzig, UT Connewitz w/ True Gloom, R.O.S.A.

  • 04.10. Hamburg, Hafenklang w/ True Gloom, R.O.S.A.

  • 06.11. Gent, Asgaard w/ Fazed, Loud Love

  • 07.11. Hannover, Lux w/ True Gloom, R.O.S.A.

  • 15.01. München, Feierwerk w/ Melt Downer, Prison of Hope

  • 16.01. Wien, Arena w/ Melt Downer, Dice Throw

  • 17.01. Karlsruhe, P8 w/ Slon, Prison of Hope

Unser Fazit


Sound
8
Inhalt
9
Kreativität
9
Artwork
7
Wiederhörwert
9