Review: Restraining Order – Future Fortune

Restraining_Order_COVER_FINAL
Fotocredit
Kathy Garcia
8.8
vom Hexenkessel anstecken lassen.

Manchmal reicht es, eine Band in einen Raum zu stecken, und sie verwandelt ihn in Sekunden in ein brodelndes Chaos. Restraining Order gehören genau zu dieser Sorte: roh, ungestüm und gleichzeitig so tight, dass jedes Riff sitzt und jede Hook hängenbleibt. Mit Future Fortune legt die Hardcore-Punk-Band aus Massachusetts und Connecticut ihr drittes Studioalbum und ihr Debüt bei Blue Grape Music vor – und zeigt dabei, dass sie längst mehr sind als nur ein Geheimtipp der Szene.

Schon der Opener und die erste Single „Know Not“ macht klar, wohin die Reise geht: ein stampfender Beat, Glam-getränkte Gitarrenriffs und ein Refrain, der sich sofort ins Hirn brennt. Textlich geht es um Selbstreflexion und das Erkennen eigener Schwächen – eine klassische Hardcore-Thematik, die hier aber mit 70s-Punk-Energie verpackt ist.

Noch direkter wirkt „Free Ride“: ein Song, der fast beiläufig entstanden ist und genau deswegen so unverkrampft klingt. Simpel, hymnisch und mit einer Hook, die Live-Crowds zum Ausrasten bringen dürfte. Inhaltlich geht es ums Durchbeißen, ums Selbermachen, ums ewige DIY – Werte, die Restraining Order seit 2017 verkörpern.

Mit „Time To Go“ wagt sich die Band an Experimentierfreude: ein furioses Punkgewitter, das im Finale in psychedelische Free-Jazz-Pianos, Gitarrenleads und Percussion-Orgien kippt. Hier wird deutlich, was Schlagzeuger Will Hirst meint, wenn er von einer „natürlichen Weiterentwicklung“ spricht – Hardcore als Ausgangspunkt, nicht als Grenze.

Das abschließende „Were You There“ bündelt schließlich all die Energie und Leidenschaft in einem emotionalen Hymnenmoment. Freundschaft, Zusammenhalt, das gemeinsame Schreien in stickigen Clubs – genau dafür steht diese Band.

Produziert von Gitarrist Jake Will, abgemischt vom Grammy-nominierten Tom Dalgety (Ghost, Pixies, Royal Blood) und gemastert von Brad Boatright, klingt Future Fortune so druckvoll wie vielseitig. Restraining Order verschieben ihre Grenzen Stück für Stück, ohne ihren Kern aus den Augen zu verlieren.

Am Ende liefert die Band das, was Hardcore-Punk 2025 dringend braucht: Authentizität, Energie und den Mut, den eigenen Sound offen in neue Richtungen zu dehnen. Future Fortune ist kein Bruch, sondern eine logische Weiterentwicklung – ein Album, das gleichermaßen knallt wie es überrascht.

Fazit: Restraining Order haben ihr bisher stärkstes Album aufgenommen. Wer glaubt, Hardcore-Punk sei in seiner Form beschränkt, sollte hier reinhören – und sich vom Hexenkessel anstecken

lassen.

1. Restraining Order – Know Not
2. Restraining Order – Shame Game
3. Restraining Order – Insomnia
4. Restraining Order – Free Ride
5. Restraining Order – Adapt
6. Restraining Order – Checkmate
7. Restraining Order – Used Love
8. Restraining Order – Future Fortune
9. Restraining Order – The Suffer
10. Restraining Order – Bashful Blue
11. Restraining Order – Time To Go
12. Restraining Order – Journeyman
13. Restraining Order – Were You There

Veröffentlichungsdatum: Freitag, 12. September 2025

Unser Fazit


Sound
9
Inhalt
8.5
Kreativität
9
Artwork
9.7
Wiederhörwert
8