Review: RAUCHEN – „FALLEN UND SCHWEBEN“

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Fotocredit
Album Cover
7.2
Das Album greift tief in die 90er zurück

Mit FALLEN UND SCHWEBEN legen RAUCHEN ihr bisher vielschichtigstes Werk vor – ein Album, das gleichzeitig kompromisslos und zugänglich wirkt. Die Hamburger Band, lange bekannt für ihre eruptiven Ausbrüche zwischen Hardcore und Post-Punk, hat ihren Sound spürbar geweitet. Doch anstatt zu glätten oder zu beschwichtigen, fügen sie ihrer Wut eine neue Dimension hinzu: eine Melancholie, die nicht lähmt, sondern antreibt.

Schon der Opener „ISOLATION“ reißt die Tür auf – kantig, drängend, mit einem Gefühl von Beklemmung, das sich wie ein roter Faden durchs Album zieht. „FESSELN“ und „ES FÜHLT SICH NICHT SO AN“ verschränken rohe Energie mit einem fast hymnischen Unterton, der die Stücke größer wirken lässt, ohne den DIY-Geist aufzugeben. In „STURM“ und „FLIMMERN“ zeigt sich die Band von ihrer chaotisch-schneidenden Seite, während „STACHEL“ und „NACHT“ eher nach innen schauen: dunkler, getragener, beinahe intim.

Besonders spannend ist „DESFRED“, das sich anfangs spröde gibt und dann in ein kontrolliertes Beben übergeht – eine Art Brückenschlag zwischen Vergangenheit und neuer Offenheit. Mit „(DAS) BRENNEN“ liefern RAUCHEN dann noch einmal einen ihrer klassischen, zornigen Schlag-ins-Gesicht-Momente, bevor der titelgebende Schlusstrack „FALLEN UND SCHWEBEN“ einen unerwartet sanften Ausklang setzt: versöhnlich, fast zärtlich, aber doch unverkennbar durchdrungen von der Intensität, die diese Band ausmacht.

Klanglich greift das Album tief in die 90er zurück – Post-Punk-Schroffheit, Hardcore-Schärfe, Noise-Anklänge –, doch es klingt nie nach bloßer Nostalgie. Eher wie ein Update: das rohe Fundament bleibt, aber die Band erlaubt sich mehr Raum, mehr Dynamik, mehr Grautöne zwischen Schwarz und Weiß.

Tracklist

1 · ISOLATION
2 · FESSELN
3  ES FÜHLT SICH NICHT SO AN
4 · STURM
5 · FLIMMERN
6 · STACHEL
7 · NACHT
8 · DESFRED
9 · (DAS) BRENNEN
10 · FALLEN UND SCHWEBEN

Das Album RAUCHEN – „FALLEN UND SCHWEBEN“ wird am 26.09.2025 veröffentlicht.

Unser Fazit


Sound
7
Inhalt
8
Kreativität
7
Artwork
6
Wiederhörwert
8