Review: Nailed To Obscurity – Generation Of The Void

unnamed
Fotocredit
Mumpi Künster
9.2
Ein eindringliches und bewegendes Zeugnis der damaligen Zeit.

Mit Generation Of The Void legen Nailed To Obscurity ihr mittlerweile fünftes Studioalbum vor – ein Werk, das sowohl inhaltlich als auch musikalisch den Anspruch erhebt, weit mehr zu sein als „nur“ eine weitere Platte aus dem Melodic Death/Progressive Metal-Kosmos. Es ist ein Album, das mit Wucht, Feingefühl und einem deutlichen Qualitätsanstieg in der Produktion aufwartet und damit die bisherige Diskografie der Band auf ein neues Level hebt.

Klangbild und Produktion

Schon nach den ersten Takten von „Glass Bleeding“ wird klar: Die Band hat in puncto Sound keine halben Sachen gemacht. Die Produktion wirkt größer, klarer und breiter als auf früheren Veröffentlichungen – die Gitarren schneiden messerscharf durch den Raum, das Schlagzeug ist druckvoll und differenziert, während die Vocals durch ihre Vielseitigkeit die Musik auf eine neue emotionale Ebene heben. Nailed To Obscurity gelingt der Spagat zwischen roher Aggression und atmosphärischer Tiefe, ohne dass eine der beiden Seiten an Gewicht verliert.

Vocals: Zwischen Abgrund und Zerbrechlichkeit

Eine der auffälligsten Entwicklungen ist der erweiterte Einsatz der Clean-Vocals. Während die Growls nach wie vor das Fundament der Aggression darstellen, verleiht der klare Gesang vielen Stücken eine zusätzliche Dimension. Besonders spannend ist, dass die Band dieses Wechselspiel nicht schematisch einsetzt, sondern kreativ variiert: Manche Songs wie „Spirit Corrosion“ setzen stark auf Clean-Passagen und entwickeln dadurch hymnische Züge, während andere – etwa „Overcast“ – vom harschen Growl-Gewitter getragen werden. Dazwischen entstehen Stücke, die beide Extreme kunstvoll verweben und damit genau jene emotionale Ambivalenz ausdrücken, die das Album thematisch durchzieht.

Songwriting und thematische Ausrichtung

Die Lyrik und musikalische Atmosphäre sind klar von den Nachwirkungen der Pandemiezeit, von politischen Spannungen und von inneren wie äußeren Krisen geprägt. Nailed To Obscurity gelingt es, diese Themen in einer Sprache aus Klang und Emotion zu übersetzen, die sowohl introspektiv als auch gesellschaftskritisch funktioniert. „Overcast“ thematisiert Selbstüberwindung und Überlebenswillen in einer zerrissenen Welt, während „Echo Attempt“ als über acht Minuten langes Epos nicht nur musikalisch, sondern auch lyrisch den Versuch darstellt, sich aus einem Strudel der Orientierungslosigkeit zu befreien.

Der Track „Generation Of The Void“ wirkt schließlich wie ein überdimensionaler Brennpunkt, in dem die düsteren Fragen unserer Zeit kulminieren: Wo stehen wir als Gesellschaft, wenn Leere, Isolation und Verunsicherung zum neuen Normalzustand werden? Die Band setzt hier weniger auf simple Antworten als vielmehr auf atmosphärische Dichte und ein Klangbild, das Beklemmung und Sehnsucht gleichermaßen transportiert.

Fazit

Mit Generation Of The Void haben Nailed To Obscurity nicht nur ein weiteres Kapitel ihrer Bandgeschichte geschrieben, sondern ein Werk geschaffen, das ihre künstlerische Reife eindrucksvoll dokumentiert. Die Band klingt motivierter, facettenreicher und mutiger als je zuvor. Zwischen brutaler Härte und zerbrechlicher Emotionalität entfaltet sich ein Klangkosmos, der gleichermaßen nachdenklich stimmt wie mitreißt.

Dies ist kein Album, das man nebenbei konsumiert – es fordert Aufmerksamkeit, belohnt aber mit Tiefe, Vielschichtigkeit und echtem Gefühl. Nailed To Obscurity haben sich mit diesem Release endgültig in die Liga der Bands gespielt, die nicht nur technisch versiert, sondern auch künstlerisch relevant sind.

Nailed To Obscurity – Generation Of The Void wird am 05 September 2025 veröffentlicht.

01 Glass Bleeding
02 Liquid Mourning
03 Overcast
04 Spirit Corrosion
05 Generation Of The Void
06 Echo Attempt
07 Allure
08 Clouded Frame
09 Misery’s Messenger
10 The Ides Of Life

Unser Fazit


Sound
9
Inhalt
8.9
Kreativität
9.5
Artwork
10
Wiederhörwert
8.5