Review: Kontra K – Sie wollten Wasser doch kriegen Benzin

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Fotocredit
Alok Paleri
8.7

Kaum veröffentlichte Kontra KErde und Knochen“, da stand er schon wieder im Studio und machte sich an das Nächste. „Sie wollten Wasser doch kriegen Benzin“ entstand und feiert heute, den 24. Mai 2019 knapp ein Jahr später sein Release.

In vielen Instagramstorys konnte man in die verschiedenen Lieder des Doppelalbums reinhören und auch den Entstehungsprozess gut mitverfolgen. Schon vor Monaten äußerte sich Maximilian Diehn „Es ist das beste Album was ich je gemacht habe“. Wer den Werdegang des Berliners in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß dass sich sein Stil verändert hat. Die einen – in der Zeit stehen gebliebenen – wünschen sich den „alten Kontra“ zurück. Die Anderen, wozu ich auch zähle, wissen, es gibt diesen „alten Kontra“ nicht mehr. Mit jedem Album veränderte sich der Stil, vom düsteren Pessimisten zum heutigen, dankbar für gute und auch schlechte Zeiten durchlebten Künstler, welcher genau das macht worauf er Lust hat. In jedem Album steckt aber dennoch etwas alter und neuer Kontra K.

„Es ist mein bestes Album“, mit diesem Satz im Kopf und der Frage – ob diese Aussage wirklich zutreffen wird, legte ich die CD ein und drückte Play.

„Weine nicht“ leitet das Album solide ein. Es ist ein eher ruhigerer Song dieser ersten CD.

Mit „Warnung“ gewinnt das Album an Fahrt. Der Beat ist motivierend und Tanzbar zugleich. Die Arbeit mit den Produzenten The Cratez, ist bei diesem Album deutlich hörbar –  Hitpotenzial in jedem Lied. „Warnung“ zählt für mich zu einem der besten Lieder des Albums, schon die Singleauskopplung und das dazugehörige Musikvideo waren vielversprechende Vorboten für das Album.

Nur ein Grund“ ist das erste Feature, mit dem aus Kasachstan stammenden Künstler – Jah Khalib. Textlich trifft er in diesem Lied den Nerv vieler, die in jeglichen zwischenmenschlichen Beziehungen, diesen einen rettenden Grund für ein bleiben hören wollen. Auch dieser Song lässt direkt die Hüfte wackeln.

Ihre Sprache“ ist für mich wohl der beste Song dieses Albums. Direkt vom Ohr ins Herz, das war ausnahmslos Liebe auf den ersten Beat. Kontra thematisiert dort genau das, was ich zur kommenden Wahl sagen würde „Sie reden und reden, doch verstehe ihre Sprache nicht“ . Doch nicht nur auf die Politik, auch einige Mitmenschen sprechen nur ohne damit etwas auszusagen. Zuviele Quatscher und zu wenige Macher. Anders als in dem Text, versteht wohl ausnahmslos jeder  dieses Gefühl. Musikalisch gesehen zählt auch dies zu den eher ruhigeren Stücken, der nachdenklich stimmende, leichte Beat, holt einen für 3:42min ab und läd zum sinnieren ein.

Benzin“ gab es in einer Instagramstory schon als Hörprobe. Da fand ich es stärker als es jetzt schlussendlich geworden ist, was keineswegs heißen soll, dass es mir nicht gefällt, lediglich hätte der Beat für mich noch härter und treibender sein können. Überraschend der nicht nur rappende sondern auch singende Kontra K. Ungewohnt aber gut ungewohnt.

„Willst du Licht, musst du dir erstmal den Schatten verdienen“ 

Kampfgeist4“ war die vierte Singleauskopplung und der letzte Teil der Kampfgeist Reihe. Hartdurchgreifende Beats mit einem „es geht nicht um Perfektion aber darum besser zu werden, nicht besser als der Rest sondern besser als du selbst “ motivierenden Text. Egal welches Ziel du Dir gesetzt hast, nach dem hören von „Kampfgeist4“ willst du es mehr den je. Kraftvolle Beats, die zum Ende mit Mohammeds Alis „Float like a butterfly, sting like a bee“ sanft ausklingen.

Blei“ ist das nächste Feature von diesem Album gewesen. Mit Veysel gehts lyrisch dem alten Kontra entgegen.  Die Aussage ist eindeutig, „übertreib deine Rolle nicht und Reiz mich nicht, sonst regnet es Blei“.

Mit „So lang“ erwartet uns gleich das nächste Feature. Das Feature mit Rico & Skepsis ertönt leise, Kontra beschwört seinen Bruder den Mond & seine Schwester die Sonne. Bevor sich der Song vom ruhigen zum schnelleren und kräftigeren Song entwickelt. In „So lang“ beschreibt Kontra seinen Werdegang, seine Beziehung zur Musik, das er lieber seinen Fans das Gefühl gibt jeden Tag erlebt zu haben  und das er „so lang“ weiter macht, „so lang in seinen Adern noch Blut fließt“. Auch die Parts von Rico & Skepsis sind stark. In denen beide negative Schatten ihrer Leben hinter sich lassen und positiv ihre jetzige Lebenssituation zu schätzen wissen. Für mich ist dieses Feature das beste des Albums, alle 3 begegnen sich auf Augenhöhe.

80.000 Seiten, über 1.000 Songs
Mit Haut und Knochen für den Job und der Rest gehört nur Gott

Letzte Träne“ war die letzte Auskopplung vor dem Albumrelease. Die Resonanz auf dieses Lied war bombastisch. Vorrantreibende Beats und ein in alter schneller Form rappender Kontra. Mir gefällt es gut, dennoch bewegt sich dieses Lied für mein Empfinden im guten Mittelmaß dieses Albums.

Schicksal“ hingegen hat mein Herz genauso schnell erobert wie es „Ihre Sprache“ machte. Ein sehr entspanntes Lied, chilliger Beat und schöner ehrlicher Text. Seine bodenständige, „eigentlich ist mir egal ob du mich liebst oder nicht, aber zolle mir Respekt“ Einstellung, lässt einen gut abschalten und nach einem scheiss Tag einfach runterkommen.

Die erste CD des Doppelalbum ist also genauso Facettenreich wie Kontra K selbst.

Immer weiter“ leitet die zweite Hälfte des Doppelalbum musikalisch ruhig ein. Ein Lied welches dem schnelllebigen Stil des Albums für einen weiteren Moment in die Kniekehle tritt und zum nachdenken anregt. Eines der Lieder von denen man nie genug bekommt. Ich könnte mir vorstellen das er live die ein oder andere Träne in die Augen treibt, ein Lied das wie „Hoffnung“ Künstler und Publikum diesen einen komplett tief verschmolzenen intimen Moment beschert.

Doch manche Splitter im Herzen sind geblieben
Denn alle Wunden, die nicht bluten, sind die tiefen

 

Bleib weg von mir“ ist ein weiteres Feature mit Raf Camora, für mich ist dieses Zusammenspiel der beiden nahe perfekt. Das Lied thematisiert die Neider, mit welchen sich beide gleichermaßen auseinandersetzen müssen. Worte die gesagt werden müssen, in einer Zeit in der im Internet jeder der kleine Bruder von Rambo sein will. Viel zu schnell wird etwas schlecht geredet und das gute fällt hinten runter. Der Text trifft den nerv wirklich perfekt wenn man wie ich selbst auch viel auf Social Media Kanälen unterwegs ist und genau versteht was die beiden meinen. Man muss nicht alles kommentieren oder haten. Mir gefällt das Feature der beiden Goldrapper, weiter zum nächsten Titel.

Wenn’s dir nicht gefällt, dann dreh’ den Song ab und bleib weg 
Hab’ das Rad nicht neu erfunden, doch zumindest eins entdeckt

Farben“ war die erste Singleauskopplung und der Startschuss für die Vorfreude auf das Album. Bei diesem Lied still stehen ist nicht möglich, der Beat und meine Hüfte sprechen die selbe Sprache. Die Message dieses Hits ist eigentlich ganz simple. Wir sind alle gleich, den unser Blut hat die selbe Farbe. Ich glaube dessen bedarf es keiner weiteren großen Worte, außer rundum gelungener Song.

Alles weg“ solider Song mit aussagekräftigem Text – nimm mir alles weg, aber Zahl mir Respekt.

Sag mir wo“ ist wieder ein Feature. Wie schon auf dem letzten Album vertreten, mit  Btng.  Ist eins der wenigen Lieder die ich bestimmt noch paar mal hören muss um eine Meinung darüber zu haben . Bisher holt mich nur der Refrain ab und der Scarface Part hat definitiv was für sich.

Mit „Honig“ kommt ein weiters was meinen Geschmack nur bedingt trifft. Das es textlich solide ist und der Beat sich hören lassen kann, keine Frage. Wahrscheinlich liegt es an Kontras Featurepartner Gringo. Bis zu diesem Lied war mir seine Stimme nicht bekannt, diese sagt mir einfach nicht so zu.

Alles was sie will“ ja wie kann man es nicht mögen. 90er Jahre Ace of Base Melodie und ein gut gelaunt klingender Kontra, der uns offeriert, alle brauchen liebe. Und weil der Song einfach gute Laune macht, wird es die nächste Singleauskopplung.

Zuviele“ ist das vorletzte Feature auf dem Album. Joshi Mizu‘s entspannte Art und auch die Stimmen der beiden passen gut zusammen. Gerappt und gesungen, tolles Zusammenspiel. Zu wenig Zeit und zuviele Konsumgüter die uns wichtiger sind, Zuviele Gedanken und wieso nutzen wir die Zeit nicht sinnvoller, jedem Hype nachjagen oder real bleiben, thematisieren die beiden, in dem wie ich – als einziges Manko – zu kurz findenden Song.

Skimaske“ ist das letzte Feature des Album. Auch der Song mit AK  Ausserkontrolle ist auch recht kurz. Kurz und spritzig, beschreibt es schon ganz gut den Lifestil, den man AK nachsagt. Ich find die Feature mit ihm generell immer gut, leider kam bisher keins an, DAS Feature der beiden für mich. Gift hatte eine Dynamik, die ich gerne bei einem kommenden Feature gerne wieder hören würde. Skimaske hat trotz der kürze die richtige Würze. Bei jedem erneuten hören, rutscht er in meine persönlichen Top 10.

Fremdes Blut an den Händen hält das Karma nicht rein
Doch diese Rechnung machen Gott und ich allein’

Niemals vergessen“ schließt das Album nachdenklich stimmend ab. Ich finde er beschreibt in diesem Song sehr gut wie es ist wenn dein bester Freund einsitzt und  wie man sich selbst draußen fühlt und wie er sich fühlt, in seiner 6qm Zelle. Es drückt sehr gut aus, selbst wenn einen etwas trennt, das man seinen inneren Kreis niemals vergessen sollte. Aus den Augen aus dem Sinn ist in dieser schnelllebigen Zeit leider viel zu alltäglich geworden. Freunde und Familie schätzen zu können oder es zu lernen ziehen wir aus diesem letzten Lied.

 

Mein Fazit, bis auf ein zwei Songs die mir nicht ganz so zusagen ist es ein rundum gelungenes Album. Von Songs voller Power über die ruhigeren, die zum nachdenken anregen ist alles dabei.

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Unser Fazit


Sound
9
Lyrics
8.5
Artwork
8.5