Review: IN VIRTUE – “Age of Legends”

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Album Cover
8.3
Falle der Selbstverliebtheit

Was passiert, wenn Virtuosität auf Vision trifft? IN VIRTUE aus Los Angeles liefern mit “Age of Legends” ein Album, das diese Frage eindrucksvoll beantwortet. Nach mehr als einem Jahrzehnt seit “Embrace the Horror” beweist das Quartett um Mastermind Trey Xavier (Gear Gods) eindrucksvoll, dass technischer Anspruch und emotionale Tiefe keine Gegensätze sein müssen.

Schon der Opener “Ascent Glorious” entfaltet sich wie eine Ouvertüre eines epischen Metal-Dramas – orchestrale Synths, ausladende Harmonien und ein wuchtiger Refrain, der an Symphony X und Dream Theater erinnert, aber in seiner Kompositionsdichte ganz eigene Akzente setzt.

Mit “Sisyphus Awakening” und “Push That Rock” greift die Band den namensgebenden Mythos des ewigen Ringens auf – musikalisch übersetzt in schwindelerregende Taktwechsel, Gitarrenläufe von barocker Eleganz und Vocals, die zwischen heroisch und verzweifelt pendeln. Das Zusammenspiel von Xavier und Keyboarder Alex Nasla (ex-Witherfall, The Mourning) gleicht einem Duell auf Augenhöhe: Gitarre und Synthesizer verschmelzen zu einem symphonischen Wirbelsturm.

“Karma Loop” zeigt IN VIRTUE von ihrer melodischeren Seite – getragen von einem hymnischen Chorus, der sich sofort im Gedächtnis festsetzt. In “Purgatory” und “Exposed” verdichten sich düstere Themen zu komplexen, fast cineastischen Soundscapes, während “Where the Edges Meet” mit seiner melancholischen Atmosphäre und vielschichtigen Harmonien ein emotionales Zentrum bildet.

Besonders bemerkenswert: Das Album meidet die Falle der Selbstverliebtheit, in die viele Progressive-Bands tappen. Trotz seiner 70 Minuten Spielzeit bleibt “Age of Legends” fokussiert und erzählerisch stringent. Songs wie “Gunslingers of the New American Desert” bringen eine fast westernhafte Dramatik ein, “Desolation Throne” und “Thoughts in Freefall” fügen neoklassische Eleganz und moderne Produktion nahtlos zusammen.

Das Grande Finale bildet “Descent Limitless” – ein monumentaler Abschluss, in dem sämtliche Themen des Albums noch einmal aufgegriffen und zu einem orchestralen Crescendo verwoben werden.

Produktion & Sound

Klanglich ist “Age of Legends” eine Lehrstunde in moderner Metal-Produktion: glasklar, detailreich, und dennoch organisch. Trey Xavier hat als Produzent ein Sounddesign geschaffen, das jede Note atmen lässt. Besonders die Orchestrierungen und Synth-Layer heben die Songs auf ein fast filmisches Niveau – ohne die rohe Energie der Gitarren zu ersticken.

Veröffentlichungsdatum: Freitag, 21. November 2025

Unser Fazit


Sound
8
Inhalt
8
Kreativität
8.5
Artwork
9
Wiederhörwert
8.2