Review: Equilibrium – „Equinox“

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Album Cover
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Reise durch Licht und Dunkelheit

Mit Equinox melden sich Equilibrium nach einer langen Pause eindrucksvoll zurück – und wie! Dieses siebte Studioalbum wirkt vom ersten Moment an wie ein Befreiungsschlag. Die Band, seit fast 25 Jahren ein Name für hymnischen, genreübergreifenden Metal mit epischer Strahlkraft, präsentiert sich hier gereift, fokussiert und dennoch experimentierfreudig.

Eine Rückkehr mit Haltung

Die Weltlage mag düster sein, doch gerade dieses Gefühl von globaler Schwere scheint Equilibrium zu kreativer Höchstform anzutreiben. Equinox ist nicht nur ein Album, sondern ein Statement: ein Plädoyer für Ausgleich, für Hoffnung und die Kraft von Musik, die Menschen miteinander verbindet. Die kreative Achse von René Berthiaume und Jessica Rösch sorgt dafür, dass das Album sowohl musikalisch als auch konzeptuell zusammenhält.

Besonders auffällig ist der neue Sänger Fabian Getto, der mit seiner kraftvollen, dynamischen Stimme das bisher wohl markanteste Gesicht des Equilibrium-Sounds prägt. Er bringt Energie, Emotion und eine klare Präsenz, die dem Album zusätzliche Tiefe verleiht.

Mit „Earth Tongue“ eröffnet Equilibrium Equinox mit einem monumentalen Auftakt. Der Song wirkt erdig, tribal und atmosphärisch, baut behutsam Spannung auf und öffnet die Tür in ein mythologisch angehauchtes Klanguniversum. Direkt im Anschluss lässt „Awakening“ keine Zweifel daran, dass die Band mit frischer Energie zurückkehrt: rasante Riffs, treibende Drums und ein Refrain, der sich sofort festsetzt – ein klassischer Equilibrium-Moment, modern, klar und kraftvoll produziert.

Mit „Legends“ folgt epische Vollbedienung: melodische Gitarren und orchestrale Breite verschmelzen zu einer Hymne, die sofort das Potenzial eines zukünftigen Live-Klassikers spüren lässt. Danach bringt „Archivist“ eine kurze, atmosphärische Atempause. Das Interlude strahlt mystische Ruhe aus, wirkt wie ein Blick in eine uralte Bibliothek und legt eine bedeutungsschwere Stimmung über das Album.

„Gnosis“ taucht tief in düstere und zugleich erleuchtete Klangwelten ein. Der Track balanciert zwischen Heaviness und spirituellem Unterton und gehört zu den experimentellsten Stücken des Albums. „Bloodwood“ dagegen zeigt die wilde, rohe Seite der Band. Der Song klingt organisch und schamanisch, die Gitarren schneiden tief, während die Rhythmik unaufhörlich pulsiert.

Mit „I’ll Be Thunder“ präsentiert die Band eine kurze, treffsichere Hymne voll Kompaktheit und Energie – ein Gewitter aus eingängigen Melodien und markantem Refrain. „Anderswelt“ knüpft an die einstigen Wurzeln an: deutschsprachiger Text, folkloristische Elemente und dennoch ein modernes Klanggewand. Mystik und Nostalgie gehen hier Hand in Hand.

„One Hundred Hands“ überzeugt durch vielschichtige Strukturen und rhythmische Komplexität. Der kraftvolle Chorus zeigt, wie mühelos Equilibrium Härte und melodische Weite miteinander verbinden. Danach leert „Borrowed Waters“ die Atmosphäre in sanfter Melancholie: fließend, introspektiv und fast poetisch – getragen von Fabian Gettos emotionaler Stimme.

Mit „Rituals of Sun and Moon“ folgt ein kurzes, schamanistisch anmutendes Übergangsritual, das die zweite Albumhälfte atmosphärisch auflädt. „Nexus“ präsentiert sich daraufhin als einer der Höhepunkte von Equinox: eine eindrucksvolle Verbindung aus modernem Metal und cineastischer Größe, thematisch passend zur Idee eines universellen Zusammenhalts.

Abgeschlossen wird das Album durch „Tides of Time“, ein ruhiges, erhabenes Finale. Wie der Epilog eines Films klingt der Song nicht bombastisch, sondern weise und nachklingend – ein sanfter Abschied von einer Reise, die gleichermaßen kraftvoll wie berührend ist.

Das Album Equilibrium – „Equinox“ erscheint am 28.November.2025

Unser Fazit


Sound
9
Inhalt
8
Kreativität
8
Artwork
7
Wiederhörwert
8