Review: Despised Icon – Shadow Work

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Album Cover
9.5
Brutal, ehrlich und erstaunlich tiefgründig

Mit „Shadow Work“ kehren Despised Icon nach sechsjähriger Studioabstinenz zurück und beweisen einmal mehr, warum sie seit über zwei Jahrzehnten als einer der prägendsten Acts im Deathcore gelten. Bereits der Titel deutet eine Auseinandersetzung mit inneren Abgründen an – und genau dort entfaltet das Album seine Kraft: Es ist brutal, ehrlich und erstaunlich tiefgründig.

Klangliche Weiterentwicklung ohne Identitätsverlust

Von der ersten Sekunde des Openers „Shadow Work“ wird klar: Die Kanadier sind hungrig. Der Track kombiniert technische Präzision mit aggressiven Breakdowns, während die beiden Frontmänner Alex Erian und Steve Marois wie gewohnt zwischen gutturalen Growls und rasiermesserscharfen Screams wechseln. Die Band bleibt dabei ihrem Markenzeichen treu – dem wuchtigen Zusammenspiel aus Death Metal und Hardcore – erweitert die Formel aber um melodische Spannungsbögen, die in dieser Form bei Despised Icon selten so stark zu hören waren.

Highlights zwischen Raserei und Reife

„Over My Dead Body“ und „Death Of An Artist“ geben dem Album früh eine gnadenlose Geschwindigkeit vor. Hier dominiert technisches Riffing, zweistimmige Vocal-Attacken und Blastbeats, als wollten Despised Icon noch einmal demonstrieren, dass sie im extremen Metal nichts verlernt haben.

Doch „Shadow Work“ lebt nicht nur von roher Gewalt: „Corpse Pose“ und „The Apparition“ zeigen die atmosphärische Seite der Band. Dissonante Melodien und überraschend nachdenkliche Momente lassen Raum zum Atmen, bevor „Reaper“ wieder alles in Schutt und Asche legt. Der Song dürfte live zu einem Abrissgaranten werden – punktgenaue Moshparts inklusive.

Mit „In Memoriam“ liefern Despised Icon einen emotionalen Tiefpunkt des Albums: reduziert, düster, bedrückend – ein Song über Verlust, der sich trotz seiner Härte intim anfühlt. „Obsessive Compulsive Disaster“ zieht das Tempo erneut an und überzeugt durch komplexe Rhythmen und ein gnadenloses Finale.

Der Abschluss „Fallen Ones“ ist nicht weniger als ein Monument: eindringlich, kraftvoll und mit einem Refrain, der sich – so ungewöhnlich das für Despised Icon klingt – förmlich einbrennt.

Lyrische Tiefe trifft kompromisslose Energie

Was „Shadow Work“ besonders macht, sind seine Texte. Statt austauschbarer Brutalität geht es hier um Selbstkonfrontation, Trauma und innere Heilung. Die Band nähert sich den Schattenseiten der menschlichen Psyche ohne Pathos oder Klischees – rau, authentisch, glaubwürdig.

Trackliste:
01 – Shadow Work

02 – Over My Dead Body

03 – Death Of An Artist

04 – Corpse Pose

05 – The Apparition

06 – Reaper

07 – In Memoriam

08 – Omen Of Misfortune

09 – Obsessive Compulsive Disaster

10 – ContreCoeur

11 – Fallen Ones

Das Album erscheint am 31.10.2025

Unser Fazit


Sound
9.5
Inhalt
9.8
Kreativität
9
Artwork
10
Wiederhörwert
9