REVIEW: ClickClickDecker – Wir waren schon immer da

AL451_ClickClickDecker_Wir_waren_schon_immer_da_3000x300_300dpi
Fotocredit
Albumcover
6.8
Texte zum schmunzeln, nachdenken und wachsen

ClickClickDecker sind zurück – und zwar so, wie man sie vermisst hat. Das neue Album „Wir waren schon immer da“ erscheint am 26. September 2025 via Audiolith. Nach mehreren Jahren Funkstille lässt Kevin Hamann mit seinen Mitstreitern Oliver Stangl und Sebastian Cleemann die Band wieder erklingen – nicht laut, aber mit Seele und Momenten denen man zuhören will.

Schon die erste Single „Am Ende“ zeigt, dass sie nicht einfach wieder da sind, sondern etwas zu sagen haben. „Wie oft kannst du dich laden bis es nicht mehr geht?“ – so ein Satz trägt Sehnsucht und Weisheit zugleich. Ein Liebesbrief ans Leben, das sich nicht zurückholen lässt, mit all den Momenten, in denen man sich fragt, ob das, was war, vergehbar ist. Die Musik trägt dabei eine Unbeschwertheit, die an vergangene Tage erinnert – an die Zeit, als man sich morgens von Löwenzahn berieseln ließ und die Welt noch in Ordnung war.

„Rumours & Prospekte“ schiebt mit leichter Pedalkraft voran – eine Melodie, die nach Fahrradtour im Sommer klingt. Nach offenen Wegen, nach einem Rucksack auf dem Rücken und einer Brise im Gesicht. Gleichzeitig reflektiert der Text über Gegensätze: „was man hofft, was man verliert, was bleibt.“ Es ist dieses Schweben zwischen Leichtigkeit und Melancholie, das ClickClickDecker so gut beherrschen.


Mit „Die permanente Gleichzeitigkeit der Dinge“ verharren sie kurz in Gedanken und Bildern. Da ist das Bewusstsein, dass alles gleichzeitig geschieht: Glück und Schmerz, Erinnerung und Gegenwart, Abbruch und Neubeginn. Es folgt „Trampelpfad“ – barfuß über unebenen Boden, trotz allem hoffnungsvoll, auf gute Zeiten ausgerichtet. Man spürt, wie die Musik nach vorn zieht, nicht um zu vergessen, sondern um zu leben.

Der Song „Breitmaul“ sticht heraus – Rhythmus und Groove ticken hier im Sonnenschein. Ein Beat-Ding mit einem Hauch von Palmenflair: man möchte zu dieser Musik tanzen, lächeln, Fenster öffnen, Luft holen. Es ist, als ob das Trio dem Album ein kleines Stück Sommer mitgegeben haben!

Dann wird’s ruhiger mit „Auf dem Grund / Am Appara“ – der Moment, in dem sich Geigen und Gitarren wie Spiegelungen auf Wasserboden ausbreiten. Ballade ist fast zu schwach gesagt; es ist, als würde man in einen See schauen und sein eigenes Spiegelbild sehen, verzerrt vielleicht, aber wunderschön.

„Beduerfnismonsta“ schlägt eine andere Richtung ein: ein Gitarrensong, der sich selbst nicht überstrapazieren will. Selbstironisch, eingängig und mit Happy-Vibes. Man merkt, dass die Band nicht vorhat, nur schwer zu sein – auch Leichtigkeit hat ihren Platz.

„Baustellen umfahren“ wirkt fast improvisiert. Frei, akustisch, mit dadaistischen Lyrics, die nicht unbedingt alles bedeuten wollen, sondern ein Gefühl vermitteln: Umwege, Stopps, aber auch Hoffnung, dass man irgendwann wieder auf der Straße ist. Die Hook am Anfang zieht einen rein, mit einem ersten Klang, einem ersten Versprechen.


„Dysfunktional“ bringt Kraft ins Spiel – Deutschpop mit Ecken und Kanten. Nicht glatt poliert, sondern rau an manchen Stellen, damit es echt bleibt. Der Song nimmt Missstände wahr, bleibt aber nicht in der Kritik hängen, sondern singt gegen das Funktionieren an.

Das Album endet mit „Feststellen“ – ein sanfter Ausstieg. Ruhige Töne, ein Rückblick, ein Danke, ein Akzeptieren. Kein großes Geplänkel mehr, kein Aufbegehren, sondern das Wissen, dass man da war, dass man zählt.

ClickClickDecker haben mit „Wir waren schon immer da“ nicht einfach ein neues Album herausgebracht, sondern eine Sammlung von Momenten, die persönlich und universell zugleich sind. Die Songs sind kein lauter Aufruhr, sondern leise Brennpunkte – kleine Explosionen emotionaler Wahrheit. Die Band zeigt, dass man reflektiert sein kann, ohne die Leidenschaft zu verlieren.

Vielleicht ist „Wir waren schon immer da“ nicht ihr perfektestes Album – ein paar Übergänge könnten flüssiger sein, manche Hooks wirken vertraut – aber gerade diese Vertrautheit tut gut. Es erinnert daran, was ClickClickDecker immer gut konnten: Texte zum schmunzeln, nachdenken und wachsen. Für alle, die deutschen Indie mit Herz mögen!

Unser Fazit


Sound
6
Inhalt
7
Kreativität
7
Artwork
8
Wiederhörwert
6