Review: Carl Verheyen & Band auf Promised Future Tour 2025 in der Harmonie Bonn

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Ralph Hauwetter

Am 22. Oktober 2025 besuchte der kalifornische Musiker Carl Verheyen im Rahmen seiner aktuellen, internationalen „Promised Future Tour 2025“ erneut die Bonner Harmonie. Und der 71-jährige Gitarrist kam nicht nur als Gast, sondern als erklärter Bewunderer des Hauses. Schon im Vorfeld sprach er in höchsten Tönen von dem traditionsreichen Club:

„Wir haben hier nur einmal zuvor gespielt und ich erinnere mich an das beeindruckende Sound-System und den Monitor-Mix auf der Bühne. Ich freue mich darauf, wieder in diesem sehr geschätzten Veranstaltungsort zu spielen!“

Diese Vorfreude teilten viele seiner Fans. Verheyen, der seit seinem ersten Studioalbum 1988 als einer der gefragtesten Studiomusiker der USA gilt, hat mit Größen wie Supertramp, den Bee Gees oder Cher gearbeitet. Parallel dazu baute er eine eindrucksvolle Solokarriere auf, veröffentlichte regelmäßig neue Alben, schrieb Lehrbücher und Lehrvideos und unterrichtet als Dozent am Guitar Institute of Technology in Los Angeles. All das prägt sein Spiel – eine Verbindung aus technischer Präzision, musikalischer Tiefe und spürbarer Leidenschaft.

Schon beim Einlass gegen 19 Uhr war die Spannung deutlich zu spüren. Das Publikum in der Harmonie Bonn war bunt gemischt: eingefleischte Gitarrenfans, Jazz-Liebhaber, Bluesfreunde und neugierige Erstbesucher. Der Club war gut gefüllt, aber nicht überlaufen – die perfekte Größe für ein Konzert, das auf Nähe setzt. Die Bühne war klar strukturiert: mehrere Gitarren, ein Keyboard-Setup, Bass und Schlagzeug. Kein großes Lichtspektakel, keine Showelemente – hier zählte einzig die Musik.

Pünktlich um 20 Uhr betrat Carl Verheyen gemeinsam mit seiner Band die Bühne. Vom ersten Moment an war spürbar, dass hier Musiker stehen, die nicht nur gemeinsam spielen, sondern miteinander kommunizieren.

Besetzung der Carl Verheyen Band:

Carl Verheyen – Gitarre, Gesang

Fabio Crespiatico – Bass

John Mader – Schlagzeug, Gesang, Percussion

Troy Dexter – Gitarre, Keyboards, Mandoline, Gesang

Hollye Dexter – Hintergrundgesang, Percussion

Der Einstieg erfolgte mit einem energiegeladenen Stück aus der aktuellen Promised Future Tour-Setlist – bluesrockig, melodisch und sofort fesselnd. Verheyen zeigte, warum er als einer der besten Gitarristen der Welt gilt: Jeder Ton saß, aber nichts wirkte mechanisch. Seine Soli schienen sich organisch aus der Musik zu entwickeln – fließend, musikalisch, emotional.

Nach mehreren treibenden Songs folgte ein ruhiger Abschnitt: akustische Gitarren, feine Dynamik, erzählerische Melodien. Verheyen sprach mit dem Publikum über die Entstehung seiner neuen Songs, über Kalifornien, Studioarbeit und das Tourleben. Die Balance zwischen Virtuosität und Lockerheit machte diese Momente besonders charmant.

Die Band selbst zeigte enorme Spielfreude. Der Bass sorgte für warme Tiefe, das Schlagzeug für präzise Grooves, das Keyboard fügte farbige Harmonien hinzu. Besonders eindrucksvoll war ein längerer Mittelteil, in dem die Musiker improvisierten – fast schon wie in einem Jazzclub.

Die Harmonie Bonn bestätigte einmal mehr ihren Ruf als idealen Ort für hochklassige Live-Musik. Die Akustik war brillant, jedes Instrument klar definiert. Verheyen selbst lobte während des Konzerts mehrfach den Sound – genau wie in seiner Vorankündigung.

Einmalige Momente waren natürlich der Supertramp Klassiker „Take the Long Way Home“, aber auch Verheyen-Songs wie Highland Shuffle“, „Electric Chair“„Stealing Gasoline“, „Hippie Wedding“ oder „Every 20 Seconds“ . Zum Abschluss wurde John Mader, der Schlagzeuger der Band, noch einmal besonders gefeiert – und das völlig zu Recht. Denn es war sein Geburtstag, den er gemeinsam mit dem Bonner Publikum auf der Bühne zelebrierte. Mit einem grandiosen Drumsolo, voller Energie, Präzision und Spielfreude, setzte er dem ohnehin großartigen Konzert ein furioses Finale. Das Publikum dankte es ihm mit begeistertem Applaus und stehenden Ovationen – ein Moment, der sowohl musikalisch als auch menschlich berührte. Darauf folgte dann noch der Klassiker Kaningie“, ein mitreißendes Instrumentalstück voller rhythmischer Energie und virtuoser Gitarrenläufe. Es war der perfekte Abschluss eines Abends, an dem Spielfreude, technisches Können und pure Leidenschaft für Musik nahtlos ineinandergriffen. Es war kein lautes Massenkonzert, sondern ein konzentriertes Musikerlebnis. Zwischen den Songs herrschte gespannte Stille, danach ehrlicher Applaus. In den ruhigeren Momenten konnte man fast jeden Atemzug hören – ein Zeichen echten Zuhörens.

Und nun noch paar Bilder zum stillen Genießen