Nachdem As December Falls in 2021 mit „Happier“ ihren Durchbruch hatten und es 2023 mit „Join The Club“ fast in die Top 10 der britischen Albumcharts geschafft haben, sind die Briten nun mit Volldampf zurück. „Everything’s On Fire But I’m Fine“ heißt das neue Werk, welches am Freitag, den 8. August 2025, erscheinen wird. Unsere Redakteurinnen Bea und Sheena haben schon einmal rein gehört für euch.
„Everything’s On Fire But I’m Fine“ ist ein mutiges, schonungslos ehrliches Album, welches das wunderschöne Chaos einfängt, einen Traum zu verfolgen, während rundherum alles auseinanderzufallen scheint. Zwischen Dayjobs und einem unermüdlichen Tourplan verarbeiten As December Falls in 14 Songs ihre Erschöpfung, Angst, Dankbarkeit und Entschlossenheit – intensiver denn je, emotional wie klanglich. Bea findet direkt beim ersten Hören, dass es wie ein Konzeptalbum wirkt, welches eine fortlaufende Geschichte erzählt.
Das Album startet mit dem Intro „Burn It All Down“, welches kurz und knapp, in circa einer Minute, in die Geschichte einleitet und Lust auf mehr macht mit seinen athmosphärischen Klängen. Wirklich abgehen tut es dann beim Titeltrack „Everything’s On Fire But I’m Fine“. Sheena hatte beim Hören das Gefühl, dass sie diesen Song bereits kennt und er irgendwie über Playlists in ihr Streaming gespült wurde und war dann sehr verwundert das dem nicht so ist. Währenddessen fühlt sich Bea hier an Maneskin erinnert. Der Song handelt über die Oberflächlichkeit der Gesellschaft, was die Zeile „Thanks for asking, everything’s on fire but I’m fine“ sehr schön zusammenfasst. Es ist ein kritischer, wie auch ironischer Song, welcher durch seine Rhythmik direkt zum Mittanzen animiert. Die Band selbst äußert sich zu dem Song wie folgt:
„The title track of the album is really a song that sums up where we are as a band. We’re at the difficult in-between-place in our careers where the band is getting busier and busier to the point we are essentially working two full time jobs. It’s not just the touring it’s all the behind the scenes stuff that people don’t see keeping us on our toes, we’re beginning to feel so much pressure and yet we’re also having the time of our lives and realise how privileged and lucky we are to have such an amazing committed fan base supporting us at every step.
I was inspired to write the song after the last year of world events. It feels like the most depressing and dangerous time that I remember in my adult life. Every time you turn on the news it makes me so upset when I keep hearing how fucked up so much of the world is. I just poured my feelings into this song about how I am fine but I’m also not fine because everything is on fire.“
Weiter geht es dann mit „Ready Set Go“, welcher bereits am 27. Juni als Video erschien. Der Track kommt wesentlich rotziger daher als die anderen Songs. Mit derben Gitarrensounds und verzerrter Stimme. Wobei dies noch einen kleinen Twist bekommt ab Minute zwei, denn dann kommen auch noch düstere Synthie-Effekte dazu, beim abschließenden Showdown sozusagen. Überraschend ist es dann, das As December Falls selbst sagen, der Song sei vom Gaming inspiriert.
„When I’m not playing in the band, I’m usually playing video games on Twitch. You’ll usually find me in the rift playing League Of Legends and we got OBSESSED with Arcane when it came out. I loved the whole universe, especially the aesthetics and vibe of the Undercity. So when we started writing Ready Set Go, we wanted this slower, sexier, dark song that could be an anthem for that kind of world.“
Auch „Therapy“ ist bereits vor einigen Monaten als Video veröffentlicht worden. Der Song handelt darüber wie sich Sängerin Bethany Hunter im Grunde selbst damit therapiert, dass sie sich ihre Sorgen von der Seele schreibt und diese in Songtexte packt, dadurch aber die Zuhörer nur ihre schlimmsten Seiten mitbekommen. Musikalisch verspüren wir eindeutig Emocore Vibes, die etwas an Avril Lavigne erinnern.
„I wanna write how I feel
But then suddenly it’s real
And I start to realise
That this is it this is therapy
And all you’ll ever see if the worst of me
It feels fine when I’m sleeping
But waking up just feels demeaning
And I hate the thought of feeling
Coz deep down I need some healing
Woah woah woah
Feels like therapy
Woah woah woah
Give me what I need, therapy“
Da gerade schon von Avril die Rede war, irgendwie könnte „For The Plot“ gut auf ein Album mit Songs wie „Girlfriend“ passen. Es ist irgendwie ein klassischer Emo/Pop Punk Breakup-Song, gesungen von einer starken, unabhängigen Frau, die auch allein klar kommt und begreift „I am better, so much better, I’m better without you“. Interessant ist es da auch, dass der Song von Bethany für ihre beste Freundin geschrieben wurde. Sheena findet der Song hat eindeutig Ohrwum-Charakter ab dem ersten Moment.
„I’m sure everyone has a chaotic best friend but mine wins as the most chaotic. We were on the Join The Club tour at the end of 2023 and she voice noted me that she had found out her boyfriend had cheated on her so, for the plot, she slept with his best mate and blocked her ex on everything. He then proceeded to email her over 100 times and she yelled on the voice note “who sends a fucking email!?” When we got back from tour, I wrote the song for her as an uplifting “fuck your ex” anthem just for her!“
Einer der ersten Songs die As December Falls fürs Album geschrieben hatten ist „Fall Apart“, eine schnelle und energetische Nummer die fast schon in den Metal hinein geht. Eine gute Ablenkung bevor es gleich wieder zurück zum ruhigen Herzschmerz geht, denn auch „Fall Apart“ hat tief in sich versteckt dieses Thema.
Sheena’s favorite Song von „Everything’s On Fire But I’m Fine“ ist eindeutig „Rewrite“, obwohl oder vielleicht auch gerade weil es eine emotionale Ballade ist, die ein bisschen an Paramore erinnert. Der Song handelt darüber, wie man dankbar dafür ist, dass etwas im Leben schief gelaufen ist, weil nur dadurch etwas neues Gutes entstehen konnte. Das Ganze wird in ein so verletzliches Gewand gepackt, dass man gar nicht anders kann als mitzuleiden.
„I’ve tried to let go what hurts my soul
I’ve tried to just let the story be told
I could never just hate you
but what else can I do
Thinking maybe my heart will thank me later“
Mit „Bathroom Floor“ geht es dann wieder voll zur Sache, auch wenn die Emotion die gleiche bleibt, denn der Song handelt davon wie man auf dem Badezimmerfußboden heult. Jedoch wird hier das Gefühl wieder dunkler und aggressiver.
„We’re here yet everything seems new
I think we’re strangers again but this time I won’t choose you
I should have known better
I should have known more
Coz you’re not what I’m looking for
You promised forever
But that was before
Now I’m on my own crying on the bathroom floor“
Nachdem man die Story umschreiben wollte und auf dem Bathroom Floor geweint hat wird die Story nun zum wütenden Schrei. Bei „Angry Cry“ sieht man wo der Gedanke an ein Konzeptalbum herkommt. Dafür das es wütend sein soll ist der Song jedoch recht groovy und tanzbar. Bea findet den Refrain wirklich sehr gut gelungen. Vom Folgesong „I Am No Good Alone“ denkt sie, dass es ein super Live-Track wird, da dieser den auf dem Album besten, kraftvollsten und wütendsten Refrain hat.
So langsam geht’s auf das Ende des Albums zu mit „Grim Reaper“. Hier passt der Titel irgendwie nicht so ganz zu dem poppigen Track, was ein paar Fragen aufwirft. Dies ist aber, so finden Bea und Sheena, der musikalisch abwechslungsreichste und anspruchsvollste Song. Der Widerspruch verstärkt sich dann noch, wenn man das Kommentar der Band dazu anschaut:
„This song topic is actually really serious but I came at it with such a different angle. This is about battling with suicidal thoughts and I decided to play upon ‘suicidal thoughts’ being personified as the grim reaper and the relationship between myself and the thoughts in a playful way that then takes a positive spin in the middle 8 to hopefully empower anyone else struggling and perhaps help them look at there own relationship with themselves and hopefully find some positivity which it did for me.“
Weiterhin irgendwie poppig bleibt es bei „I can’t relate“, was dem Song einen schönen Drive verpasst. Der Song „Sometimes I Hurt My Own Feelings“ fasst im Titel schon das auf, was man sich bereits das ganze Album über gedacht hat. Der Song hat eine ordentliche Geschwindigkeit drauf und tolle metalmäßige Gitarren im Background. Sheena gefällt er sehr. Er handelt darüber, dass manche Menschen so sehr alles überdenken, dass sie sich dadurch selbst verletzen. Also indem sie sich im Kopf worst-case-Szenarien ausdenken, die so vielleicht in der Realtität gar nicht stattfinden werden.
Den Abschluss macht dann „This Isn’t Us“ von dem Bea denkt, dass es ein inhaltlicher Abschluss der Liebesgeschichte ist, welche das Album über erzählt wurde. Sängerin Bethany Hunter sagte dazu lediglich: „So this one is too personal for me to talk about, so I guess it’s a “draw from this one what you will’ kinda song!“ und das lassen wir gerne so stehen.
Abschließend kann man sagen, das „Everything’s On Fire But I’m Fine“ ein solides Pop Punk/Emo Album ist. As December Falls haben hier zwar nicht das Rad neu erfunden, doch haben einige ihrer Songs einen echten Ohrwurm-Faktor und was gesagt wird hat Relevanz und geht mitunter auch unter die Haut.