Konzertreview: Killswitch Engage, Revocation, Tenside – Nürnberg

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Fotocredit:
Tamara Jungmann
7.3

Räucherstäbchennebel, Pizzageruch, Bierduschen. Und das alles in einem Löwengehege.

Am 10.11. war ich zu Besuch in Franken um mir ordentlichen Metal und ein par Crowdsurfer um die Ohren zu hauen.

Gegen 19:30 Uhr kam ich am Tiergarten in Nürnberg an auf der Suche nach dem Löwensaal, in welchem sich bald ein par amerikanische Supermetaller namens Killswitch Engage die Ehre geben sollten, an. Und ja, was mich erwartete zweckentfremdete das ehemalige Löwengehege gar nicht mal so sehr.
In der Location eingetroffen begrüßte mich das erst mal das sehr nette Abendkassenpersonal. Vor der Bühne war noch nicht all zu viel los, lediglich die ersten zwei Reihen waren belegt. Der Rest der bereits eingetroffenen Metaller verteilte sich in dem nicht sehr großen Saal. So stellte ich mich gleich mal in die dritte Reihe Mitte, was mir zwar teils den Abend versüßen aber auch erschweren sollte.

Los gings dann mit den Münchener Metalcorern von Tenside. Ich kannte die Jungs noch vom X-Mas Bash der Emil Bulls in München im letzten Jahr. Die Vierer-Kombo heizte dem Saal bereits ordentlich ein und wusste genau mit welchen Songs, welchem Sound und welchen Ansagen die Menge zu begeistern war. Ich empfand Tenside als schier perfekten Support für Killswitch, da sie doch vom Musikalischen her, dem Headliner sehr nahe kamen.

Erhitzt und etwas benebelt vom vehementen Pizzageruch in der Halle, von dem Kiosk der im Nebenraum war, dauerte es nun nochmal 15 Minuten bis zur nächsten Band. Diese nennen sich Revocation und stellten sich selbst als fuckin’ Death Metal Band aus den US vor. Was nun passierte verstand ich nicht ganz. Die aufgebaute Spannung und Freude von Tenside verflog nun. Zwar nicht bei jedem (Mein Nachbar wedelte mir eine halbe Stunde lang seine schwarze Haarpracht ins Gesicht) aber bei mir und den KSE-Fans vor mir.

Revocation spielten harten Brutal Death Metal – oder zumindest etwas in die Richtung. Brachialer Gitarrensound, monotone menschenungleiche Death-Growls und ein Bassist der anscheinend von einem Dämonen bessessen sein musste (während dem Spiel rollten Augen nach hinten, die Zähne blitzten und der Sabber lief). Auch wenn die Band bestimmt für ihr Genre passende Vertreter sind, konnten sie mich als Support für Metalcore à la Killswitch Engage nicht überzeugen.

Um 22 (!) Uhr ging es dann los mit dem amerikanischen Headliner. Gleichzeitig ging es auch los mit Pogo, Crowdsurfern und Bierduschen. Die Bühne war bereits kurz zuvor dicht eingenebelt worden. Ob die Räucherstäbchen aus Ritual von der Crew gezündet werden oder der Band ebenfalls der massive Pizzageruch auf die Nerven ging blieb ungeklärt. Killswitch Engage betraten die Bühne. Das größte Geschrei holten sich Gitarrist Adam Dutkiewicz und Sänger Jesse Leach ab. Es wurde direkt it dem neuen Song Unleashed, der im August erschienenen Platte Atonement eingstiegen. Das erste Bier wurde mir über den Kopf geschüttet, zwei Becher trafen mich. Der Saal brannte sofort. Als Zweites wurde Hate by Design gespielt. Die Songs kannten gar keine Grenzen mehr, kein Anfang kein Ende. Vieles wurde ohne wirkliche Pause inszeniert. Es gab wenige Ansagen, die brauchte es allerdings auch nicht.

Zu My last Serenade wurde das Gekreische des männlichen Mittzwanziger-Publikums etwas größer, die Fans waren aber bei jedem Song, egal ob alt oder neu sehr textsicher.
I am broken too war der siebte Song und der nächste der heraus stach. Leach stellte den Song als ein sehr emotionales persönliches Stück vor, welches nun ebenfalls seinen Unterarm zierte. Der Song ist ebenfalls auf der neuen Platte erschienen und stilistisch für KSE.

The Signal Fire, der elfte Song des Abends, ließ die Menge nochmal aufbrausen da er auf Atonement zusammen mit Howard Jones, dem ehemaligen Sänger der Band, zu hören ist. Zwar sang ihn Jesse nun auf der Bühne alleine, trotzdem trieb allein dieser Gedanke das Publikum an. Ich konnte derweilen nun fast nicht mehr meinen Platz halten, wurde von vorne und hinten angepogt, hatte bereits mindestens einen Liter Bier über mich bekommen, so wie einige Füße, Hände, Arme und Hintern über mir Einstürzen sehen. Ein Handy von meinem schreienden und gröhlenden Nachbarn konnte ich retten, so wie eine Cap eines Crowdsurfers die er allerdings noch mindestens fünf Mal verlor. Ein anderer Crowdsurfer konnte einfach nicht genug bekommen und interessierte sich irgendwann nicht mehr dafür wen oder was er traf, Hauptsache die Band bemerkte ihn. So bekam ich einen Tritt und er ein Lob der Band.
Zu Always und My Curse konnte noch einmal ordentlich gekreischt und geheult werden. This is Absolution ließ den Saal nochmal erbeben und auflockern, was dann wieder von The End of Heartache (einem von Killswitchs beliebtesten und größten Songs) eingeholt wurde. Beim Mitfühlen und Singen gab ich mir alle Mühe, dennoch  merkte man das sich der Abend dem Ende neigte und so die Metaller im Saal nochmal alle Reserven aufbrachten, als wäre am nächsten Morgen nicht Montag.
Der letzte Song wurde auch als letzter Song angekündigt. Ein Cover von Heavy Metal-Schaffer und Legende Dio, namens Holy Diver. Die Menge eskalierte nochmal ordentlich, danach war tatsächlich Schluss. Keine Zugabe, kein Gar nichts. Einfach nur Dudel-Rausschmeiß-Musik. Es war viertel nach elf. Die Löwen auf der Bühne verließen diese, die im Saal jenen ebenfalls. Schweißgebadet und mit einem Parfüm aus Pizza und Räucherstäbchen.

Fazit: Ein fettes Konzert voller Action und blauer Flecken. Killswitch Engage wissen wie man feiert, und vor allem wissen das ihre Fans auch. Für Zartbesaitete die wirklich nur auf die Kuschelsongs der Band stehen empfiehlt sich kein Platz näher an der Bühne. Zusammen mit den Vorbands war der Abend etwas zu lang, für Killswitch blieb wenig Zeit (1:15h) während Revocation (meiner Meinung nach) weder musikalisch passten, noch einen passenden zeitlichen Rahmen für eine Support Band erhielten (45 Minuten). Der Sound der Halle lässt ebenfalls etwas zu wünschen übrig, der Platz war ausreichend, allerdings war das Konzert auch nicht ausverkauft. Tenside waren ein genialer Support. Killswitch Engage lieferten ordentlich ab, so wie man es gewöhnt ist.

Unser Fazit


Sound
7
Licht
7
Atmosphäre
8