Interview: Dave Silver – Savage Messiah

davesilver
FOTOCREDIT:
Tamara Jungmann

Am Freitag, hatte ich das Glück Dave Silver, den Gründer und Sänger von Savage Messiah interviewen zu dürfen. Nach seinem Auftritt auf den Hamburg Metaldayz, ließen wir uns auf einer Treppe nieder, und quatschten ein bisschen, so weit es die Sprachbarriere zu ließ. Savage Messiah ist eine britische Thrash-Metal Band.
Bevor das Interview beginnt, wird Dave auf meinen Rammstein-Hintergrund aufmerksam und erzählt mir erstmal die Geschichte, wie er Till Lindemann im Gym eines Hotels traf. Dann starten wir.

Tamara: Wie findest du die Metaldayz?
Dave: Die Metaldayz sind ehrlich unglaublich toll. Die ersten fünf, sechs Jahre unserer Bandkarriere kamen wir nicht nach Hamburg, obwohl es eine wichtige Stadt ist. Zum Glück änderten wir das. Die Metaldayz und Hamburg sind wirklich toll.

Tamara: Wie hast du eure Show erlebt und die was hältst du von deutschen Metalszene?
Dave: Die deutsche Metalszene war für uns eine harte Nuss zu knacken. Mir wurde auch von vielen Personen erzählt, dass das nicht unnormal ist. Das liegt daran, dass die Latte in Deutschland für Bands sehr hoch gelegt wird, um einiges höher als es Großbritannien der Fall ist. In England weißt du, dass du gut bist und dann kommst du nach Deutschland. So mussten wir sehr schnell lernen, wie wir die deutschen Fans gewinnen können. Du hast ja gesehen wie die Crowd heute auf uns reagiert hat, ich glaube man kann sagen wir haben es geschafft. Wir wollten immer populärer werden, das brauchte allerdings Zeit. Und ja wie ich die Show erlebt habe… Wir haben jetzt viele Shows gespielt, ich bin jetzt zehn Jahre in dieser Band und ich war oft sehr nervös und aufgeregt. Da habe ich mich oft gefragt, warum tue ich eigentlich etwas, das ich gar nicht mag? Aber heute bin ich sehr fokussiert und ich sehe wie die Personen auf die Musik reagieren und so kann ich wirklich in meinem Auftritt aufgehen.

Tamara: Was ist der Unterschied zum britischen Publikum?
Dave: Da gibt es viele Überschneidungen und Unterschiede. Klar, waren wir immer stolz darauf wenn wir deutsche Fans überzeugen konnten, denn die haben diese „Impress-me“-Attitüde. Ich dachte immer, dass es hart ist. Aber dann fragst du nach der Show: Wie viele Shirts haben wir verkauft? Das macht gar keinen Sinn?! In Spanien, denkst du „Boah heute Abend rock ich“, und da verkaufst du dann zwei T-Shirts. Also ich denke die deutschen sind den britischen Fans sehr ähnlich. Vielleicht sogar die selben, du weißt schon, wegen dieser anglo-sächsischen Herkunft… Am Ende mögen sie es oder eben nicht. Sie sind unverbindlich, aber wenn sie sich mit der Musik verbinden – unglaublich.

Tamara: Wir haben euch dieses Jahr auf Wacken gesehen, wie war es da für euch?
Dave: Es war ein ziemlicher Tumult. Ich mein Wacken ist immer etwas Besonderes, aber wir haben erlebt wie evakuiert wurde und evakuiere mal 80.000 Menschen. Wir wussten dann auch nicht wie es für uns weiter gehen würde, wann und ob wir spielen würde. Man kann das Wetter nicht kontrollieren. Das war sehr stressig. Aber wir dachten uns dann, schauen wir mal was passiert und es wurde ja dann auch alles gut. Wir und die Menschen konnten die Show ja dann auch genießen.

Tamara: Bist du doch noch nervös vor solchen großen Shows?
Dave: Nein.. nein. Ich bin voller Vorfreude. Das ist ein Unterschied zu nervös. Man wird nervös bevor ein Flugzeug los fliegt, da du keine Kontrolle hast. Wir machen das jetzt schon so lange, das wir gelernt haben es zu kontrollieren. Du weißt warum du hier bist und was zu tun ist. Wir wollen einfach Menschen unterhalten. Das ist das Ziel auf das wir uns fokussieren. Man freut sich also einfach, man wird nicht mehr nervös.

Tamara: Du kontrollierst also deine Vorfreude?
Dave: Ich kontrolliere die Show. Wir wissen was in welchem Song passiert. Es gibt Musiker die angestrengt auf die Bühne gehen weil sie ihre Songs vergessen könnten oder ihnen ein Fehler passieren könnte. Es hat was mit der Reife von jungen Musikern zu tun. Du weißt als junger Musiker noch nicht was passiert, wirst überwältigt von der Location, es passieren unerwartete Dinge, und du denkst dir „Nein, verdammt!“, aber dann lernst damit umzugehen. Dann wird es einfacher. Du lernst die Gesamtsituation zu kontrollieren.

Tamara: Wann hast du begonnen Musik zu machen?
Dave: Ich begann mit 14 Musik zu machen, was vor 19 Jahren war. Ich habe damals eine Gitarre zu meinem Geburtstag bekommen. Mein Vater ist ein Rocker und in unserem Haus wurde immer Musik gespielt oder Musik gehört. Also setzte sich diese Idee einer Band schon sehr früh in meinem Kopf fest. Wenig später dachte ich dann also „Ich gründe eine Band. Ich mache das verdammt noch mal.“, so wie es jeder früher oder später sagt. So begannen wir, und zu nächst war es verdammt hart. Es gab keine Siege, deshalb inspiriert dich nichts. Und jetzt – zehn Jahre später – haben wir in Hamburg in der Markthalle gespielt.

Tamara: Gibt es Musiker die du gerne treffen würdest? Hast du Idole?
Dave: Ich bin natürlich Fan von den ganz großen Heavy-Metal-Gruppen, wie Metallica. Ich habe auch mal Jonny Depp getroffen, das war echt was Besonderes. Ich meine; Fucking Jonny Depp?! Der gefällt mir auch echt gut bei den Hollywood Vampires. Heute habe ich Bobby Rock getroffen, was auch sehr cool war. Ich habe eigentlich schon die Meisten meiner Helden getroffen.

Tamara: Ich habe gehört das viele Menschen Savage Messiah mit Megadeth und deine Stimme mit der von Mustaine vergleichen. Teilst du diese Meinung oder gefällt dir das gar nicht?
Daverollt bereits mit den Augen -: Ich mag diese Meinung überhaupt nicht, ich mag aber natürlich Megadeth. Ich mag auch Dave Mustaine aber eher als Gitarristen. Ich glaube das wir uns alle einig sind wenn ich sage, das Dave Mustaine kein großartiger Sänger ist. Ich bin zwar auch kein großartiger Sänger, aber ich bin eine ehrgeizige Person und ich versuche eher wie Lou Grant, mein Lieblingssänger, oder Bruce Dickinson zu sein. Es ist als würdest du Fußballspieler sein und du weißt das Christiano Ronaldo und Lionel Messi die Stars sind. Dann vergleicht dich aber jemand nicht mit ihnen, sondern mit jemandem der nicht so gut ist. Da denke ich mir immer nur „Wirklich? Dave Mustaine? Wirklich?! Damnit!“

Tamara: Ich muss auch sagen, dass ich diese Meinung nicht teilen kann. Die einzige Gemeinsamkeit die ich sehen konnte waren die langen Haare.
Dave: Oh ich danke dir! – lachen – Menschen sind faul! Die denken sich: Mein Name ist Dave und ich habe schulterlange blonde Haare und ich spiele Gitarre und singe. Ich meine ich könnte mir selbst den Gefallen tun, meine Haare abschneiden, eine andere Gitarre spielen und mich Steve nennen und dann würden sie vielleicht aufhören an Megadeth zu denken – wobei,… die Menschen lieben Megadeth. Es ist besser mit Dave Mustaine verglichen zu werden als mit jemand Schrecklichem. Ich nehme mein Schicksal an. – lacht –

Tamara: 2010 wart ihr mit Overkill auf Tour. Wie sind die Jungs? Habt ihr euch hier schon getroffen?
Dave: Ja wir waren damals mit den Jungs vier Wochen auf Tour, haben sie jeden Tag gesehen und so kennen gelernt. Bobby hat mich sehr unterstützt, hat mir bei viel Zeug geholfen. Vor zwei Jahren haben wir sie mal einfach so in Oberhausen getroffen. Wir haben sie auch mal in England beim Metalhammer-Festival getroffen und ich war etwas nervös ihnen noch mal Hallo zu sagen. Als wir uns dann beim Ruhrpott Metal Meeting noch mal über den Weg gelaufen sind, ist mir Bobby mit seiner Frau gefolgt und sprach mich an mit „Junge! Es ist so cool dich hier zu treffen!“ Wir haben uns jetzt sieben Jahre lang nicht gesehen. Vorhin habe ich ihn dann Backstage getroffen, er kam direkt rüber und es gab Handschläge, Umarmungen und er sagte „Man great to see you!“. Wirklich ein toller Kerl. Und wir haben dank ihnen viel über das Musikbuizz gelernt, da sie sich selbst managen und damit sehr erfolgreich sind. Und heute realisierten wir dann „Fuck, das ist jetzt fast 10 Jahr her.“

Tamara: Euer momentanes Album ist „Demons“. Was bedeutet es dir?
Dave: Wir hatten einfach das Gefühl wir brauchen eine neue CD. Mann weiß manchmal genau, wann man weiter machen muss. Es war wie ein Experiment, wir sind einfach in ein Studio gegangen, ohne Songs, nur mit Ideen. Wir nahmen das Album dann in zehn Tagen auf. Wir haben mit einem neuen Produzenten gearbeitet, da war dann also viel Platz für kreative Freiheiten. Das war wirklich eine coole Erfahrung. Es geht nur um das Feeling dabei. Das Feeling wie wir mit diesen Liedern dann auftreten werden. Wir versuchten mit den Lyrics etwas tiefer zu gehen. Sie sind inspiriert von Theodore Dostoevskys Buch „Die Dämonen“. Darin geht es um die ideologische Besessenheit, was meiner Meinung nach gut zum aktuellen Standpunkt der Welt passt. Das führt zu vielen politischen Gesprächen. Da kann mit gut diskutieren mit Personen die einen anderen Standpunkt vertreten als du. Wenn du es objektiv siehst, geht es nicht um zwei Menschen die über ihre Ideologien diskutieren sondern darum das die Ideologien die Dämonen sind von denen die Menschen besessen sind. Man könnte natürlich hier und da etwas nach links, oder rechts rücken und sich dann in der Mitte treffen, aber die Ideologien verhindern das. Das ist momentan sehrinteressant man sieht es ja auch gerade in Amerika und Europa, da vor allem in Großbritannien. Die Rechte und die Linke Gruppierung sind so weit voneinander entfernt, das es gar keine Diskussion geben kann. Sie sind nicht an einer Lösung interessiert, so sehr sind sie von ihren Dämonen besessen. Also das Album handelt davon wie man mit seinen persönlichen Dämonen umgeht. Du weißt ja sicher, das Leben ist einfach schwierig – lacht – .

Tamara: Ich habe gelesen, dass ihr nächsten Monat in Japan tourt.
Dave: Ja, das ist sogar schon in zehn Tagen. Japan ist der beste Markt. Du musst dahin gehen, wo die Arbeit her kommt. Wir haben da mal auf einem riesigen Festival gespielt – über 35.000 Menschen – und die Leute da waren so zufrieden mit uns, das sie sich wünschten, das wir mit einer eigenen Tour zurück kommen. Und hey, alle Shows sind ausverkauft, wir sind also sehr glücklich. Ich weiß nicht warum sie uns da so feiern aber die Fans suchen sich die Band aus, die Band sich nicht die Fans. Es gibt uns eine gewisse Freiheit so einen besonderen Markt zu haben. In den USA kennt uns niemand. Wir haben dort wirklich gekämpft, aber wir bedeuten dort nichts. Deswegen versuchen wir es lieber weiter in Europa. Bei uns Zuhause in England sind wird bereits populär, was wir nach zehn Jahren auch sein sollten. Unsere Freunde Deutschland und Spanien sind unser neuer Markt und wir haben jetzt die Freiheit hier los zu legen.

Tamara: Okay danke für das Interview!
Dave: Danke dir! Schönen Abend noch!