Im Interview mit Angry Youth Elite

Angry Youth Elite

Festivalstalker: Für alle, die euch noch nicht kennen – wie würdet ihr Angry Youth Elite in drei Worten beschreiben?

Angry Youth Elite: Schnell. Ehrlich. Laut.

Festivalstalker: Und wie sieht die ausgeschmückte Antwort mit mehr als drei Worten aus?

Angry Youth Elite: Wir sind vier Typen aus dem Ruhrgebiet, die mit dem Skatepunk der 90er groß geworden sind – NOFX, Pennywise, Millencolin, ihr kennt ja die Bands. Wir versuchen, diesen Sound ins Hier und Jetzt zu holen. Wir stehen auf Melodie, Tempo und Haltung. Unser Antrieb ist dabei immer derselbe geblieben: Songs schreiben, die hängen bleiben, Themen anpacken, die uns beschäftigen, und auf der Bühne alles geben.
In erster Linie machen wir Musik für Live-Shows – das ist der Grund, warum wir überhaupt Musik machen.

Festivalstalker: Am 22. November stieg die EP-Release-Show im Don’t Panic und der Vorverkauf war fast ausverkauft im Backyard Club. Wie schmeckt euch der Umzug nach vorne? Wie war der Abend für euch?

Angry Youth Elite: Da die Nachfrage  deutlich höher war als zur AllRiotR ReleaseParty im Panic, war früh klar, dass der Backyard Club aus allen Nähren geplatzt wäre und wir somit nach vorn umziehen mussten. Das Don’t-Panic-Team hat uns angeboten, nach vorne zu ziehen – und der Abend war wirklich perfekt: voll, warm, laut, eng. Genau so muss eine Punkrock-Release-Show sein.

Gemeinsam mit unseren Freunden von Kommando Butterfahrt, Fresse und Kreftich haben wir ein würdiges Fest gefeiert. Für uns war es einer dieser Abende, an denen man merkt, warum man den ganzen Stress auf sich nimmt. Das Publikum hat komplett mitgezogen, wir waren im Tunnel und haben Songs aus allen Phasen gespielt – inklusive einiger Live-Premieren der EP. Besser geht’s eigentlich nicht.

Festivalstalker: Seit Ready! Set! No! ist einiges passiert – was hat sich in eurem Sound oder eurer Einstellung verändert?

Angry Youth Elite: Ready! Set! No! ist ja noch vor der Pandemie entstanden. Die Songs von All Riot und der neuen EP stammen aus der Pandemiezeit und kurz danach. Natürlich verändert sich der Blick mit der Zeit.
Im Kern wollen wir aber immer noch Musik machen, die wir selbst gerne hören. Gleichzeitig achten wir heute stärker auf die Message und verarbeiten Themen, die uns beschäftigen.

Festivalstalker: EP-Release-Show ist das Stichwort. Nach zwei Alben mal mit anteasern, damit die Wartezeit nicht so lang ist – oder warum habt ihr euch für eine EP entschieden?

Angry Youth Elite: Kurz gesagt: Wir wollten Bewegung drin behalten.
Eine EP erlaubt uns, schneller neues Material zu veröffentlichen und direkter auf das zu reagieren, was uns beschäftigt – und gleichzeitig schon den Bogen zum nächsten Album zu spannen. Wir mögen es, wenn regelmäßig etwas Neues von einer Band kommt.
Die heutige Musiklandschaft erwartet im Grunde ohnehin Singles im 6–8-Wochen-Takt. Wir haben uns bewusst für eine EP entschieden, weil wir unbedingt eine 7-Inch pressen wollten.

Festivalstalker: „Love What You Do“ ist ein Brett und lädt zum Mitsingen ein. Wie läuft bei euch ein typischer Songwriting-Prozess ab – Jam-Session oder eher „Laptop und Kaffee“?

Angry Youth Elite: Die meisten Songs schreibt Markus. Manchmal entstehen Ideen oder Fragmente auch im Proberaum, aber in der Regel macht Markus erst eine Strophe und einen Refrain fertig. Dann kann jeder seine Ideen beisteuern, und so setzt sich der Song Stück für Stück zusammen.
Deshalb sind manche Songs von uns auch so kurz – manchmal gab es eben keinen passenden C-Teil oder keine zweite Strophe.
Das Schöne ist: Wir zerdenken die Songs vorher nicht. Viele Feinheiten entstehen erst im Studio.
„Love What You Do“ war zum Beispiel in einer Stunde geschrieben. Den C-Teil gab es zu Beginn nicht – wir haben beim Schlagzeug einfach drei mögliche Varianten aufgenommen, der Teil ist erst bei den Gitarren entstanden. Der Text kam beim Einsingen.

Festivalstalker: Was steckt hinter dem Titel „Unite & Fight“? Welche Themen wolltet ihr diesmal besonders transportieren?

Angry Youth Elite: „Unite & Fight“ soll ein positiver Song sein. Keine Moralkeule, sondern eine Stütze in einer Zeit, in der viele auseinanderdriften.
Der Kampf, von dem wir sprechen, ist kein Straßenkampf, sondern der alltägliche Kampf, sich nicht wegdrücken zu lassen: gegen Gleichgültigkeit, Müdigkeit, Ungerechtigkeit.
Heute ist jeder mehr denn je gefragt, sich einzubringen und für ein freies und offenes Miteinander einzustehen. Uns gibt der Song Mut -und wir hoffen, anderen auch.

Festivalstalker: Gibt es Songs, die euch persönlich besonders viel bedeuten?

Angry Youth Elite: „Bring Back The Nineties“ liegt uns besonders am Herzen. Der Song feiert unsere Wurzeln. Unsere Jugend war natürlich voller prägender Momente, Bands, Alben und Erlebnisse – vieles davon tragen wir heute noch im Herzen.
Anfangs fanden wir den Song gar nicht so stark, aber eine EP braucht eben Zeit. Am Ende hat er richtig gewonnen. Und das Schönste: Wenn die Leute ihn live schon mitsingen. Das ist Gänsehaut pur.

Festivalstalker: Wie unterscheidet sich „Unite & Fight“ von früheren Releases wie All Riot?

Angry Youth Elite: All Riot war sehr politisch, direkt und kraftvoll. Auf einer EP können wir natürlich nicht so viele Facetten zeigen.
Im Kern bleiben wir uns aber treu und sind gespannt, wie die Leute reagieren. Vieles Bewährte haben wir beibehalten: Das Artwork kommt wieder von Thorsten Syha, der Sound erneut von Michael Czernicki, und wir sind wieder bei Bakraufarfita – unserem Label – gelandet. Also alles beim Alten.
Nur diesmal gibt’s keine CD und kein Tape mehr.

Festivalstalker: Gibt es ein übergeordnetes Motto – etwas, das ihr mit „Unite & Fight“ anstoßen wollt?

Angry Youth Elite: Ja: Bleibt nicht allein. Bleibt stabil. Steckt den Kopf nicht in den Sand.
Auch in schwierigen Zeiten gibt es genug Gründe, Spaß zu haben und eine gute Zeit zu erleben.
Wir leben in einer Phase, in der jeder mit Erwartungen, Druck und Unsicherheit konfrontiert ist. „Unite & Fight“ soll ein Schulterklopfen sein: Du musst das nicht allein durchstehen. Und es lohnt sich, für etwas einzustehen – egal ob groß oder klein.

Festivalstalker: Wenn ihr dem Publikum eine Botschaft mitgeben könntet – was wäre euer „Unite & Fight“-Moment im echten Leben?

Angry Youth Elite: Es sind die kleinen Momente:
Für jemanden einstehen. Den Mund aufmachen, obwohl es unbequem ist. Sich gegenseitig unterstützen – im Freundeskreis, auf der Straße, im Club, wo auch immer.
Wir selbst wissen, dass wir das auch nicht immer perfekt hinbekommen. Aber es gibt jeden Tag neue Chancen, es besser zu machen.
Unser persönlicher „Unite & Fight“-Moment: Jedes Mal, wenn wir auf die Bühne gehen und sehen, dass Leute da sind, die unsere Themen fühlen und unsere Musik feiern.

Festivalstalker: Eine letzte Frage noch… Wenn „Unite & Fight“ ein Getränk wäre – was wäre es?

Angry Youth Elite: Ein starker Espresso – schnell, direkt, weckt dich auf und tut manchmal ein bisschen weh.
Oder, wenn’s alkoholisch sein soll: ein ehrliches Pils aus dem Ruhrpott. Ohne Schnickschnack, aber mit Haltung.