Electric Callboy toben sich im Schlagercore aus

Electric Callboy – Reload Festival – Justin Herschfeld (14)
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Justin Herschfeld

Hier kommt Schlagercore! Wie man auffällt, wissen Electric Callboy seit Jahren. Doch sich hierbei immer wieder neu erfinden ist eine Fähigkeit, die die Band besonders auszeichnet. Nach den erfolgreichen Singleauskopplungen „Pump It“, „We Got The Moves“ und „Spaceman“ (feat. FiNCH), die Electric Callboy mitsamt hochwertig produzierten Videos von ihrer eskalativen und partytauglichen Seite zeigen, katapultierte uns ihre letzte Single „Fuckboi“ (feat. Conquer Divide) in die Szenerie der 2000er USA High Schools. Mit „Hurrikan“ hingegen entführt uns die Band aus Castrop-Rauxel in eine Welt, die sich in die Hitparade einreihen könnte, um uns auf wahnsinnige Art und Weise eiskalt zu erwischen.

Elektrisierende Dance Beats, überspitzte Synthesizer, Ballermann Stimmung und ein Schlagertext im Südsee Setting dominieren den Beginn von „Hurrikan“, der sich klanglich und textlich auf gängigen deutschen Schlager Radios und vierten Programmen wohlfühlen würde. Nur zwischen den Zeilen und im Kontext des Videos erkennt man, dass Electric Callboy der Schalk im Nacken sitzt. Geschickt im Video dargestellt zeigen sich Electric Callboy von ihrer wahren Seite, als sie von Zombies überrannt werden, was klanglich durch den wohl härtesten Sound, den die Band je hatte, unterstützt wird. Blast Beats, Bassdrumgewitter, Pig Squeals und harte Breakdowns zerschmettern die Schlagerseite des Tracks in vierzig Sekunden und schlagen eine Brücke zu den frühen Anfängen der Band. Ein knüppelharter Deathcore-Einschub, der die Band kompromisslos offenbart, kontrastiert die zwei Welten von „Hurrikan“, das sich erst anbiedert, um dann wie ein Sturm wütet und nur Trümmer zurücklässt.

Electric Callboy können sich musikalisch fast alles erlauben. Keine andere Band kann so geschickt mit Witz und Wahnsinn umgehen und einen nahezu skandalösen Kontrast so konzise verknüpfen, wie sie. “Hurrikan” ist ein weiterer Beweis dafür, warum „Tekkno“ ein unausweichlicher Anwärter für eines der bahnbrechendsten und wichtigsten deutschen Metalalben des Jahres sein wird. „Tekkno“ erscheint am 16. September über Century Media.